“Unsere Intuition ist wie ein Kompass”

Karima Stockmann über die Herausforderung Mutter zu sein und gleichzeitig ganz bei sich selbst zu bleiben.

Wenn im eigenen Bauch neues Leben heranwächst, fühlen Frauen das größte Wunder der Natur – und viele leider auch große Unsicherheit. Von allen Seiten hagelt es gut gemeinte Ratschläge und Tipps. Der gesellschaftliche Erwartungsdruck auf werdende Mütter ist hoch. Ernährung, Lebensstil und innere Haltung sind plötzlich kein privates Thema mehr. Schwangere und junge Mütter müssen sich gegenüber ihrem nahen und weiteren Umfeld häufig erklären oder gar ausführlich rechtfertigen. Zwischen dem inneren Anspruch, alles richtig machen zu wollen, und den Rollenzuschreibungen von außen, leiden viele Mütter unter Sorgen und Ängsten, verlieren den Bezug zur eigenen Intuition. Wie man immer wieder zu einer natürlichen Verbindung zu sich selbst und zum Kind findet und das nötige Vertrauen und Selbstbewusstsein in das eigene Tun zurückgewinnt – das ist das Thema des Buches „Intuitives Muttersein“ von Karima Stockmann. Wir sprechen darüber mit der Autorin und Mutter:

Liebe Karima, wie schaffe ich es, dass ich im stressigen Mama-Alltag die Verbindung zu mir selbst nicht verliere?

Der einfachste und schnellste Weg geht über das „Nach-Innen-Spüren“ – den Atem beobachten, sein kraftvolles Herz wahrnehmen und sich selbst fragen: Wie fühle ich mich gerade? Schon ein paar bewusste Atemzüge verbinden mich mit mir selbst und dem gegenwärtigen Moment. Das funktioniert beim Wickeln und Wäsche zusammenlegen genauso gut wie unter der Dusche oder auf dem Arbeitsweg.

Wie genau kann ich meine Intuition in den Erziehungsalltag einfließen lassen?

Unsere Intuition gleicht einem Kompass, der uns durch unseren Familienalltag navigiert. Denn jeden Tag gibt es etliche Mikro-Entscheidungen und Fragestellungen: Warum weint mein Kind? Wie erleichtere ich ihm die Kindergarteneingewöhnung? Was koche ich heute Abend? Wenn uns das Bauchgefühl zielsicher leitet, entspannt dies immens und reduziert die mentale Überlastung, die jeder kennt – insbesondere Mütter. Umso mehr wir lernen, unsere Intuition wahrzunehmen und ihr zu vertrauen, desto selbstsicherer, entspannter und kreativer bewältigen wir die Fülle an Aufgaben.

Können wir unserer Intuition eigentlich immer blind vertrauen?

Bei weitreichenderen Entscheidungen sollten wir unseren ersten intuitiven Eindruck am besten noch durch eine weitere Instanz untermauern. Denn niemand hat – vor allem zu Beginn eines Intuitionstrainings – eine perfekte, unfehlbare Einschätzung. Trotzdem zeigt unsere Intuition fast immer die richtige Tendenz an, der wir uns anvertrauen können. Und sind wir mal ehrlich: Manchmal entscheiden wir uns intuitiv vermeintlich falsch in einer Sache, um später festzustellen, dass dieser kurze Irrweg genau das war, was uns letztlich zum Ziel führte. Mir geht es also auch darum, die eigene Einstellung zu „falschen Entscheidungen“ zu reflektieren und mitfühlender und nachsichtiger mit sich selbst zu werden.

Welche Eigenschaften machen deiner Meinung nach eine „gute“ Mutter aus?

Ich habe den Anspruch aufgegeben, als Mutter keine Fehler zu machen und in jeder Minute immer bedachte, ruhige Worte zu finden. Das wäre schön, ist aber unrealistisch. Für mich ist also eine „gute“ Mutter, eine Frau, die sich einfach auf den Weg macht, das Muttersein mit ganzem Herzen zu erkunden und daran zu wachsen. Eine Frau, die ihrem Kind ermöglicht, sich zu entfalten und selbst zu entdecken. Ob ich eine „gute“ Mutter bin, kann kein anderer Mensch für mich beantworten – auch nicht die Gesellschaft oder die unzähligen Beiträge von top-durchtrainierten, erfolgreichen, stets gelassenen, „perfekten Social-Media-Moms“. Die Antwort auf diese Frage liegt allein in mir selbst…
Foto: Radmila Kerl

Elf Goldstücke des Intuitiven Mutterseins

  1. Ich vertraue der Weisheit in mir
  2. Mein Kind geht seinen eigenen Weg
  3. Ich bin wachsam für meine Gedanken
  4. Ich pflege die Verbindung zu mir
  5. Ich fülle den Nähetank meines Kindes
  6. Meditation fördert mein Seelenwohl
  7. Ich heiße alle Emotionen willkommen
  8. Ich habe eine klare Intention
  9. Achtsam begegne ich mir und der Welt
  10. Mitgefühl und Mut sind meine Verbündeten
  11. Um Hilfe zu bitten ist echte Stärke

Zum Weiterlesen: Karima Stockmann, “Intuitives Muttersein”, Gräfe und Unzer Verlag

Das ganze Interview finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 3/2023

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