Müssen wir uns damit abfinden, dass die Fähigkeit unseres Gehirns im Alter immer mehr abnimmt? Der japanische Hirnforscher Yasuyuki Taki hat sich mit Erscheinungsformen einer Demenz beschäftigt. Sein Fazit: Wir können selbst viel dafür tun, um geistig fit zu bleiben.
Passiert Ihnen so etwas nicht manchmal im Alltag: Sie kommen in ein Zimmer und denken sich: Warum bin ich noch einmal hierhergekommen? Oder: Wie war noch einmal gleich der Name dieses Schauspielers? Und wo habe ich das Essen von gestern Abend hingestellt? Ach ja, in den Kühlschrank! Verflixt, jetzt habe ich vergessen, das einzukaufen! Wo habe ich das eben hingelegt?
Manche mögen jetzt vielleicht unwillkürlich seufzen, aber machen Sie sich keine Sorgen. Das ist nur eine Vergesslichkeit, die normal im Alter ist. Medizinisch bezeichnet man sie als „gutartige Altersvergesslichkeit“. Demenz bedeutet, dass sich kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis, Denkvermögen oder Urteilskraft verringern und dadurch Beeinträchtigungen im Alltag auftreten. Demenz ist keine Ausweitung der natürlichen Effekte, die durch Alterung hervorgerufen werden, sie wird durch Pathologien in den Blutgefäßen des Gehirns verursacht, wie Hirninfarkt, Hirnblutung oder Subarachnoidalblutung (wenn z. B. durch Platzen einer Arterie Blut zwischen die innere und die mittlere Schicht der Gewebe, die das Gehirn umgeben, läuft), bzw. durch krankhafte Symptome wie bei Alzheimer. Deshalb ist es wichtig, Demenz nicht als unvermeidliche Alterserscheinung zu sehen, sondern als Krankheitssymptom zu begreifen.
Die drei Grundtypen der Demenz
Vaskuläre Demenz: Sie wird durch Durchblutungsstörungen des Gehirns verursacht und zieht Erkrankungen des Gehirns nach sich, wie Hirninfarkt, Hirnblutung oder Subarachnoidalblutung. Je nachdem, wo diese Durchblutungsstörungen stattfinden, treten unterschiedliche Symptome von Demenz auf.
Lewy-Körperchen-Demenz: Sie entsteht durch eine abnorme Anhäufung von Proteinen, den sogenannten Lewy-Körperchen, in den Nervenzellen. Sie sind auch die Ursache für Parkinson. Charakteristisch sind hier nicht die Gedächtnisstörungen, sondern Halluzinationen, Depressionen oder wie bei Parkinson ein Zittern der Hände.
Alzheimer: Sie ist die häufigste Form von Demenz, entfällt darauf doch die Hälfte aller Fälle. Alzheimer entsteht, wenn sich abnorme Proteine wie das Beta-Amyloid-Protein und das Tau-Protein im Gehirn ansammeln und die Gehirnnervenzellen schädigen.
Früherkennung
Bei der Frage, ob sich Demenz verhindern lässt, verspricht die Forschung der letzten Jahre bezüglich der häufigsten Form, der Alzheimer-Erkrankung, große Hoffnung. Man hat herausgefunden, dass sich bei Alzheimer etwa fünf Jahre vor dem Auftreten von Symptomen die Form des Gehirns zu verändern beginnt.
Doch bereits etwa 15 Jahre vorher lässt sich auf MRT-Bildern erkennen, dass sich im Gehirn bereits das Protein Beta-Amyloid pathologisch zu akkumulieren und zu verklumpen beginnt. Danach sammelt sich das Tau-Protein an. Auch mit der Positronen-Emissions-Tomographie, die z. B. bei der Krebs-Früherkennung eingesetzt wird (noch wird sie nur in besonderen Fällen von der Krankenkasse übernommen), lässt sich der Ablagerungsgrad des Beta-Amyloids untersuchen. Mit dieser Demenz-Früherkennung ist eine rechtzeitige Behandlung, bei der die verursachenden Substanzen unter Kontrolle gebracht werden, möglich. Und damit kann man das zukünftige Demenzrisiko deutlich senken.
Zum Vertiefen:
Yasuyuki Taki/Birgit Quitterer, “Wie Sie Ihr Gehirn ein Leben lang fit halten”, TRIAS Verlag, 16,99 Euro
Werner Krag, “Das Alzheimer-Stopp-Programm”, TRIAS Verlag, 16,99 Euro
Den ganzen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe bewusster leben 6/2020
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