Was können wir tun, um mehr und mehr in eine liebevolle Verbindung zu uns und der Welt hineinzuwachsen? Tragen wir vielleicht etwas dazu bei, um uns von dieser liebevollen Verbindung abzutrennen? Ganzheitliche, bewusste Seelenarbeit geht diesen Fragen nach und verbindet spirituelles Bewusstsein und psychotherapeutische Herangehensweise. So können Körper, Seele und Geist in Einklang gebracht und Selbstheilungskräfte angeregt werden.
Im Folgenden möchte ich ein Thema berühren, das auf jedem Weg der Selbstheilung eine zentrale Rolle spielt: die gesunde Selbstbewahrung. Wir können nicht heilen, wenn wir allzu sehr mit der Erfüllung von Bedürfnissen und Erwartungen anderer Menschen beschäftigt
sind. Aus diesem Grund beginnt jeder Prozess der Gesundung damit, dass wir den Blick erst einmal auf uns selbst lenken, auf all das, was uns gut tut und was vielleicht nicht. Um uns selbst besser bewahren zu können, benötigen wir eine innere Instanz in uns, die im besten Sinne auf uns aufpasst, eine gute Seelenwächterin. Damit du eine genauere Vorstellung von deiner inneren Seelenwächterin bekommen kannst, möchte ich dich zu einer Imaginationsübung einladen. Damit diese Übung ihre Wirkung entfalten kann, ist es sehr hilfreich, wenn du dich zunächst in einen entspannten Zustand versetzt und dich mit dir selbst verbindest.
Entspannungsübung
Nimm eine entspannte Sitzposition ein. Um in eine tiefere Verbindung mit dir zu kommen, schließe zunächst einmal die Augen und lege deine Hand auf deine Herzregion. Spüre deine Verbindung mit deinem Herzen und atme tief ein und ganz langsam wieder aus. Atme eine Weile in deinem eigenen Rhythmus.Nimm wahr, dass deine Füße mit dem Boden verbunden sind, schicke dann deine Aufmerksamkeit zu deinen Beinen, Rücken und Po, Bauch, Brust, Schultern und Armen, deinem Hals und Kopf.Nach der Entspannung: Stell dir vor, du befindest dich in einem Raum mit nur einer Tür. Es ist dein Seelenraum, in dem du dich geschützt aufhalten kannst, zu dem keiner Zutritt haben darf, wenn du dies nicht möchtest. In diesem Seelenraum bist du zu Hause. Er ist für dich und dein Wohlbefinden äußerst wichtig, du hast ihn deshalb gemütlich eingerichtet. Damit dieser Raum gut geschützt und nicht von anderen Menschen nach Belieben benutzt wird, gibt es eine Seelenwächterin oder einen Seelenwächter, die oder der deine Seelentür bewacht. Die Wächterin hat ausschließlich die Aufgabe, genau aufzupassen, dass keiner in deinen Raum hineinkommen darf, den du zurzeit nicht bei dir zu Besuch haben willst. Sie passt auf, dass dein Besuch – wenn du ihn dennoch empfangen möchtest – wirklich nur genau so lange bei dir bleibt, wie es für dich bekömmlich ist. Sie komplementiert deinen Gast deshalb hinaus, wenn er über die vereinbarte Zeit hinaus in deinem Seelenraum bleibt. Die Seelenwächterin kann sich hervorragend abgrenzen, deshalb hat sie überhaupt kein Problem damit, einem Menschen an der Tür zu sagen, dass heute leider kein Besuch passt oder vielleicht nur für eine halbe Stunde. Mal deinen Seelenraum mit der Seelentür und der Wächterin davor. Wenn du möchtest, kannst du dich natürlich auch ins Bild hineinmalen.
Ist es dir gelungen, einen Blick auf deinen Seelenraum und deine Wächterin zu werfen? Er erinnert ein bisschen an den geborgenen, sicheren Ort, der bereits einige Kapitel zuvor vorgestellt worden ist. In dieser Übung geht es vor allem um die Funktion der Seelenwächterin, der Ich-Instanz, die wir alle in uns tragen sollten, um uns jederzeit gut gegenüber den Erwartungen der anderen abgrenzen zu können. So, wie die Wächterin vorgeht, kannst auch du in deinem Leben vorgehen, wenn jemand an deine innere Tür klopft. Wenn du im Alltag einmal nicht weißt, ob du dich abgrenzen darfst, oder unsicher bist, wie genau du das machen sollst, befrag innerlich deine Seelenwächterin: „Seelenwächterin, was soll ich jetzt tun?“ Lausche auf die innere Antwort, du wirst eine bekommen. Versuch dann, diese Antwort in deinem Leben umzusetzen. Mach alles so, wie es deine Wächterin für dich machen würde. Die gute Seelenwächterin passt gut auf dich auf, sie ist sehr fürsorglich und hat dich liebevoll im Blick. Mit ihren Augen des Mitgefühls weiß sie um deine Verwundungen, die in deinem Leben entstanden sind. Ihr ist es wichtig, dass diese Wunden langsam verheilen können oder – falls sie schon ein wenig verheilt sind – nicht wieder aufreißen. Wie eine gute Krankenschwester passt die Seelenwächterin zudem darauf auf, dass du dich nicht erneut verwunden lässt und dich deshalb gut schützt. Sie weiß genau, was Balsam für deine Seele ist. Wenn du als Kind alles mit dir hast allein ausmachen müssen, achtet die gute Seelenwächterin darauf, dass du dir heute rechtzeitig Hilfe holst, wenn du ein Problem hast. Wenn du immer übergangen worden bist, achtet die gute Seelenwächterin darauf, dass deine Bedürfnisse heute gesehen und ernst genommen werden.
Du kannst dich also ganz auf deine Seelenwächterin verlassen. Sie ist eine gestandene Frau, die nur für dich allein da ist und es mit jedem aufnehmen kann.
MONIKA GÖTZ-GOERKE
Dipl.-Psychologin und Dipl.-Politologin arbeitet in ihrer Praxis als Psychoanalytikerin nach einem integrativ ganzheitlichen Behandlungskonzept, welches psychotherapeutische Methoden der tiefenpsychologisch fundierten und psychoanalytischen Therapie mit Kunsttherapie, Meditation und achtsamkeitsbasierter Entspannung verbindet.
“Monis Seelengartenbuch” und “Monis Seelenwegebuch’” sind zu beziehen:
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