Wie kann man es schaffen, nicht am Schicksal zu verzweifeln und von einem Tiefpunkt wieder in ein erfüllendes Leben zurückzufinden? Kristin Geisler hat es selbst erlebt und weiß, worauf es ankommt.
2013, im Alter von 28 Jahren, kurz nach der Geburt ihrer Tochter, hat Kristin Geisler die Diagnose „Unheilbarer Muskelschwund“ erhalten. Seitdem schwinden ihre Kräfte. Mittlerweile sitzt sie im Rollstuhl. Ihre Partnerschaft zerbrach, als die Tochter drei Jahre alt war. Kurz darauf verstarb auch noch ihre Mutter.
Trotz all dieser Schicksalsschläge verlor sie aber nie ihre positive Einstellung. Mit ihrem Buch „Dein Neuanfang – wie du trotz unheilbarer Krankheit dein Leben meisterst“ macht sie allen Mut, die sich in einer ähnlichen Lage befinden und gibt Tipps dazu, wie man trotz Krankheit ein erfülltes Leben führen kann. Wir haben mit der Autorin gesprochen.
Frau Geisler, Sie beschreiben in Ihrem Buch, Ihre Zeit nach Ihrer schweren Krankheitsdiagnose. Anfangs Kämpfe mit Ämtern und Anwälten, Jobwechsel, später Familienzerwürfnisse, Wohnungssuche und das Meistern des Alltags mit einer schweren körperlichen Beeinträchtigung haben Ihr Leben zur täglichen Herausforderung gemacht. Was genau hat Ihnen in dieser schwierigen Zeit Kraft gegeben?
In erster Linie gab mir meine Tochter die Kraft. Da war dieses kleine Wesen, welches eine Mama brauchte.
Man lernt fürs Leben, heißt es oft. Welche Lektion(en) war(en) die wichtigste(n) für Sie?
Als ursprünglich kapitalistisch veranlagte Bankangestellte bin ich durch die Krankheit auf den Boden der Tatsachen verfrachtet worden. Materielle Dinge, Status und Geld waren auf einmal nicht mehr wichtig. Gesundheit, soziale Kontakte und „das Leben im Hier und Jetzt“ zählen nun. Ich bin schlichtweg ein besserer Mensch geworden und lebe nun ein erfüllteres Leben als vorher.
Sie sind ein großes Vorbild für Lebensmut unter schwierigsten Bedingungen. Wie sehen Sie sich selbst?
Meine positive Energie ist tatsächlich für andere inspirierend. Das kriege ich öfter widergespiegelt. Gerade dadurch, dass ich gesundheitlich angeschlagen bin, lebe ich intensiver und genieße viele tolle Augenblicke, für die ich vorher „keine Zeit“ gehabt hätte.
Welchen Tipp haben Sie für Menschen, die ein ähnliches Schicksal tragen?
Jeder muss seinen Weg finden. Seit ich die Krankheit für mich akzeptiert habe und damit offen umgehe, hat sich eine ganz neue Welt eröffnet. Empathie, Hilfsbereitschaft und Lebensfreude treten plötzlich in das Leben ein, wenn man es zulässt.