Ein großes Thema. Ein Thema, das die ganze Welt beschäftigt, losgelöst von Alter, Nation, Geschlecht. Für unsere Expertin Andrea vorm Walde ist sie vor allem aber ein wichtiger Aspekt für psychische und mentale Gesundheit.
Vermutlich gibt es fast nichts in unserem Leben, über das soviel nachgedacht, geschrieben und gesprochen wird. In irgendeiner Form betrifft und beschäftigt sie absolut jeden, und das schon vor unserer Geburt und über unseren Tod hinaus. Neben der Kränkung ist sie die stärkste Kraft in der Gefühlswelt und sorgt damit auch für extremste Reaktionen: Die Liebe. Was aber ist Liebe? Und wie können wir selbstbestimmt mit ihr verbunden sein?
Wir haben unsere Liebe selbst in der Hand
Liebe zeigt sich in verschiedensten Formen und so steht es uns selbst frei, wie wir sie in unserem Leben stattfinden lassen. Es ist einer der am weitesten verbreiteten Irrtümer zu denken, dass Liebe eine Art Glücksspiel ist und dass sie uns einfach zufällt oder nicht. In der Tat sind wir als Babys und Kinder dem ausgeliefert, was unsere Umwelt für uns bereithält. Und bedauerlicherweise ist unser erster Kontakt mit Liebe und Lieblosigkeit prägend für unser weiteres Leben. Trotzdem haben wir es als Erwachsene wieder selbst in der Hand, ob wir uns dem geschlagen geben oder für uns selbst entscheiden, was Liebe für uns ist und wie wir sie leben. Denn wir haben immer die Chance, uns weiterzuentwickeln, uns selbst wieder neu nahezukommen und daraus ein anderes Weltbild für uns zu schaffen und somit auch ein anderes Verhalten zu praktizieren.
Sich mit der eigenen Liebe zu beschäftigen und damit, was Liebe für einen selbst ist, gehört zur Grundlage, wenn wir ein zufriedenes und zuversichtliches Leben anstreben. Denn Liebe bedeutet Verbindung zu jemandem oder zu etwas und gibt die größte Sinnstiftung für das eigene Leben. Ohne lieben zu können, werden wir nicht zu innerem Frieden kommen und nicht in der Lage sein, optimistisch und positiv über die Zukunft zu denken. Und damit ist psychische Gesundheit unmöglich.
Liebe hat viele Formen
Wovon sprechen wir, wenn wir über die Liebe reden? Nicht einfach, wie viele vermutlich direkt meinen, von einer Beziehung, einer Ehe, der Familie. Zumindest nicht nur. Denn die Liebe ist vielmehr in vielfältigsten Formen zugegen: Wir haben die Liebe zu Tätigkeiten, zur Arbeit, zum Hobby. Die Liebe zur Kunst, zur Musik, zu Literatur. Die Liebe zur Natur, zum Leben selbst. Die Nächstenliebe, die in jeder Weltreligion ihren Platz hat. Und wahrscheinlich würde jedem einzelnen von uns noch viel mehr einfallen.
Allein diese Auseinandersetzung mit der Liebe zeigt, dass wir nicht davon abhängig sind, ob sich jemand in uns verliebt hat, er uns zuverlässig weiterliebt und uns so vermeintlich absichert. Ganz im Gegenteil – vermutlich hat jeder von uns schon einmal die Erfahrung gemacht, von jemandem geliebt zu werden, den wir selbst nicht geliebt haben. Hat das zu Zufriedenheit geführt? Vielleicht hat es dem Ego kurz gut getan, aber letztendlich schafft dies keine Erfüllung sondern lässt eher unwohl fühlen und ruft Mitleid hervor. Und allein das zeigt, dass lieben für uns wichtiger ist als geliebt zu werden. Wenn auch natürlich innerhalb einer Liebesbeziehung die Gegenseitigkeit der Gefühle notwendig ist, um überhaupt zu eine zu werden.
Liebesaktiv ist das Zauberwort
Um uns selbst zu erfüllen, reicht jedoch unsere eigene Fähigkeit zu lieben und diese Liebe auch zu leben. Wie aber erreichen wir das?
Um mit Liebe verbunden zu sein, müssen wir liebesaktiv sein, also das, worin sich unsere Liebe wiederfindet in unserem Leben stattfinden lassen, damit beschäftigt sein. Damit das passieren kann, braucht es zwei Aktivitäten von uns, die wir wie selbstverständlich anwenden: Wir nehmen an dem, worum es uns geht, Anteil, und wir tragen selbst etwas dazu bei. Wir sind also kognitiv damit beschäftigt, lassen uns im Herzen davon berühren und leisten außerdem unseren eigenen Beitrag dazu.
Auf diesem Wege sind wir eingebunden, es entstehen Tätigkeiten und darüber eine Zugehörigkeit zu etwas Größerem, oft auch durch soziale Anbindung. Wir sind Teil von etwas, geben etwas von uns hinein und bekommen etwas zurück. Es entsteht ein Gefühl von Erfüllung und Erfülltsein und wir fühlen gleichzeitig Sicherheit und damit eine gestärkte Zuversicht.
Entdecke deine Liebe neu
In diesem Sinne in Erfahrung zu bringen, was die eigene Liebe ist und mehr darüber zu wissen, ist ein entscheidender Schritt hin zur eigenen Zufriedenheit. Sich von der allgemeinen Vorstellung über die Liebe zu lösen und mit einem ganz neuen Blick auf Spurensuche zu gehen, öffnet eine neue innere Welt. Um uns dieser zu nähern, folgen wir der Reihe nach den folgenden drei Gedankengängen:
1. Woran nimmst du gerne Anteil? Wo bist du gerne dabei, was machst du aus ganzem Herzen mit? Welche Aktivitäten oder Gedanken teilst du gerne mit anderen? Was berührt dein Herz, wenn du dabei bist? Welche Gefühle entsprechen dir?
2. Wozu leistest du gerne deinen Beitrag? Wann fällt es dir leicht, etwas zu etwas beizutragen? Wo wirst du gerne aktiv? Wann macht Aktivität dich glücklich und kommt wirklich von Herzen?
3. Wenn du an Liebe denkst, was geht dir durch den Kopf? Welche Bilder hast du vor Augen? Welche Situationen tauchen auf? Wann erfüllt sich dein Herz? Wozu kommen ganz warme Gefühle in dir auf?
Da wir jede Liebe vor allem mit dem Herzen wahrnehmen, können wir es zur Unterstützung heranziehen: Unsere Gedanken öffnen sich auf eine andere Weise, wenn wir unsere Hand bei dieser Übung auf unser Herz legen. Es schärft unseren Sinn besser, und wir können viel genauer und vor allem mit anderen Augen hinsehen.
Folge diesen neuen Spuren immer wieder mal. Sie werden dir einen anderen Blickwinkel als den üblichen bescheren. Nimm dir also Zeit und Ruhe, lass es zu, dass vielleicht überraschende Gedanken auftauchen und öffne dich ihnen. Vertraue deinem Gefühl, lass dich mitnehmen und halte in den nächsten Tagen immer mal ein Auge darauf, was diese neuen Aspekte mit dir machen. Vielleicht begegnest du dir noch unbekannten Lieben und bereicherst dich. Oder aber du schätzt vertraute Lieben in Zukunft viel mehr als du es bisher getan hast. Liebevoll bekommt eine ganz neue Bedeutung.
Andrea vorm Walde ist Coach und Therapeutin und wird auch ‚Anwältin des Herzens’ genannt: Bei der von ihr genutzten Herz-Methode wird das Herz in den Mittelpunkt gestellt und als besonderer Zugang für das Gespräch und als wertvolle Ressource für die seelische Gesundheit genutzt. Mit dieser Methode arbeitet sie in ihrer Hamburger Praxis oder per Videocall. Mehr Informationen zu ihrer Methode sowie konkrete Hilfestellung unter: www.andreavormwalde.de