Was kann ich überhaupt noch essen?“ Eine berechtigte Frage von Menschen mit Unverträglichkeiten, denn unsere Ernährung basiert auf den Spitzenreitern der Unverträglichkeitslisten Weizen und Kuhmilch. Es gibt aber genügend leckere und gesunde Alternativen.
Immer mehr Menschen sind von Lebensmittelunverträglichkeiten betroffen. Wenn der Verdacht einer Unverträglichkeit im Raum steht, ist der erste Schritt die Austestung von mitunter bis zu 160 Lebensmitteln. Das Ergebnis bestimmt dann die zukünftige Ernährung der Betroffenen. Das muss aber nicht für immer sein. Es ist durchaus möglich, dass sich der Organismus nach einer gewissen Zeit des Verzichts auf ein bestimmtes Nahrungsmittel nicht nur erholt, sondern, dass es auch wieder vertragen wird.
Der Blick über den Tellerrand
So geschockt die Betroffenen verständlicherweise zunächst einmal über das Verzichten-müssen sind, so wichtig ist es, dass auf den Schock die intensive Auseinandersetzung mit alternativen Lebensmitteln folgt. Das ist heutzutage leichter denn je, da wir über eine immense Fülle an anderen Nahrungsmitteln und leckeren Rezepten verfügen. Schnell erkennt man, dass beispielsweise der Verzicht auf Weizen nicht gleich bedeuten muss, kein Brot oder Müsli, keine Nudeln, Pizza und süße Backwaren mehr essen zu dürfen. Im Gegenteil – meint die Heilpraktikerin und Expertin für Lebensmittelunverträglichkeiten Ulrike Bron: „Der Blick über den Tellerrand wird Sie um einiges reicher an Erfahrung, neuen Geschmackserlebnissen und einem neuen Vitalitäts- und Lebensgefühl machen.“ Es lohnt sich also, einmal über den Rand unserer Teller hinauszusehen und Alternativen für die wichtigsten unverträglichen Lebensmittel aufzuzeigen.
Statt Weizen
Weizen ist eines der am häufigsten verzehrten Nahrungsmittel. Da immer mehr Menschen auch alle anderen glutenhaltigen Getreidesorten nicht vertragen, zeigen wir Ihnen hier einige glutenfreie Alternativen auf:
Buchweizen ist leicht verdaulich und wirkt basisch im Körper. Er enthält reichlich Kalzium, Eisen, Kalium, Magnesium, Kieselsäure sowie die Vitamine B1, B2, B3. Sie können Buchweizen als Basis für Frühstücksbrei, Brot- oder Pizzateig, Aufläufe, Suppeneinlagen u.v.m. verwenden. Er hat einen intensiven Eigengeschmack, leicht nussig und leicht herb.
Hirse ist das einzige Getreide mit einem großen Eisengehalt, das darüber hinaus eine Fülle an B-Vitaminen, reichlich Fluor und Kieselsäure enthält. In der Küche ist sie leicht, schnell und sehr vielseitig verwendbar. Kuchen, Pudding, Frühstücksbrei, Quiche und Plätzchen sind nur ein kleiner Ausschnitt der Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten der Hirse. Als Beilage zu Gemüsegerichten ist Hirse eine leckere Alternative zu Nudeln oder Reis. Sie schmeckt leicht süßlich und darf nur gekocht oder gekeimt verzehrt werden.
Amaranth und Quinoa sind Scheingetreide und gehören zum proteinreichsten „Getreide“ überhaupt. Das in ihren Körnern enthaltene Öl besteht zu einem großen Anteil aus wertvollen ungesättigten Fettsäuren. Quinoa und Amaranth stärken das Gedächtnis und die Nervenkraft und enthalten das seltene Vitamin B12, beachtliche Mengen an Vitamin C, Kalium, Kalzium und Phosphor. In der Küche sind sie einsetzbar als Müsli, als Beilage, in Aufläufen, Risottos und Süßspeisen. Auch als Basis für Brote und Breie eignen sie sich hervorragend.
Glutenfreie Mehl-Alternativen beispielsweise für Brot und Pizzateig gibt es zur Genüge. Von Mandelmehl über Kokos- bis zu Buchweizenmehl. Ob mit Reis-, Mais-, Hanf-, Kichererbsen- oder Braunhirsemehl – mit ein wenig Know-How lassen sich leckere und im Geschmack vielseitige Teigwaren selbst herstellen. Glutenfreie Nudeln bestehen meistens aus Mais, Reis oder Buchweizen und sind in Bioläden, Reformhäusern und mittlerweile auch in vielen Supermärkten erhältlich.
Wenn wir uns die Fülle an Alternativen und Geschmacksrichtungen anschauen, relativiert sich das Mangelgefühl, das mit dem Verzicht auf bestimmte Lebensmittel verbunden ist. Natürlich sind Alternativen nicht dasselbe wie das, was sie ersetzen sollen – eine Pizza vom Italiener schmeckt eben anders als eine Pizza aus Mandelmehlteig. Aber schmeckt sie wirklich besser oder ist es nur unsere Gewohnheit, die uns dies weismachen möchte? Es liegt an uns selbst, wie sehr wir an unseren Ess- und Geschmacksgewohnheiten festhalten. Ob wir uns für Neues öffnen, um andere Geschmäcker auszuprobieren und kreativ damit werden zu können. Dass dies zweifelsohne immer mehr Menschen tun, zeigt sich unter anderem daran, dass die Alternativen zu Kuhmilch kaum noch erwähnt werden müssen. Denn auch wer sie selbst nicht zu sich nimmt, hat Hafer-, Reis-, Mandel-, Soja oder auch Kokosmilch doch zumindest schon einmal im Regal, bei Freunden, Bekannten oder in der Werbung wahrgenommen.
Statt Kuhmilch
„Milchersatzdrinks“ werden aus Wasser und Extrakten der jeweiligen Pflanze hergestellt und sind gut verträglich. Zum Trinken, für den Frühstücksbrei oder im Müsli sind diese „Milch“-Sorten prima verwendbar. Auch Sahne-Ersatz wird aus ihnen hergestellt.
Als Kuhmilchkäse-Ersatz können Ziegen- und Schafskäse gegessen werden. Möchte man komplett auf Käse verzichten, gibt es dank des immer größer gewordenen Vegetarier- und Veganeranteils in der Bevölkerung eine riesige Auswahl an Brotaufstrichen und Brotbelagen. Kombiniert man diese auch noch mit frischen Kräutern, Sprossen, Tomaten, Gurke oder Paprika (je nachdem, was man gut verträgt und mag), ist das Geschmacks- und Frischeerlebnis perfekt. Nicht nur für Menschen mit Unverträglichkeiten. Es lohnt sich also, bestimmte Gewohnheiten ruhig einmal beiseite zu lassen und Neues auszuprobieren. Der Markt gibt es derzeit her und gesünder ist eine größere Vielfalt an Protein- Vitamin- und Mineralienspendern ohnehin.
Kerstin Ott