Kleine Fluchten

Wir müssen nicht immer in ferne Kontinente reisen. Bei so manchem Mikroabenteuer vor unserer Haustür kommen hin und wieder dieselben Gefühle hoch.

Viel zu lange habe ich mich in der Zeit zwischen meinen Reisen und Abenteuern gefühlt wie in einem Wartesaal. Und dabei habe all das Gute, Schöne und Aufregende verpasst, was sich in meiner unmittelbaren Nähe abgespielt hat. Bei Abenteuern vor unserer Haustüre geht es nicht darum, etwas Ferneres, etwas Größeres zu ersetzen. Und es geht auch nicht um Verzicht.
Kleine Ausflugsziele vor unserer Haustüre sind eine Chance, dem Alltag zu entkommen, auch wenn wir dafür nur einen einzigen Tag Zeit haben. Und wenn es uns gelingt, unsere Heimat mit den Augen eines (Fern)Reisenden zu betrachten, dann entdecken wir das Ferne auch im ganz Nahen. Besondere Auszeiterlebnisse können wir überall auf der Welt erleben. Auch bei uns. Und das, was sich hier vor unserer Haustür auftut, kann überraschend exotisch sein. Manchmal kann es sogar passieren, dass wir uns dabei wie Alice im Wunderland fühlen.

Südafrikanische Gefühle am Chiemsee

Genau so haben wir uns gefühlt an jenem Freitagmorgen. Es war einer dieser Herbsttage, an denen irgendwer irgendwann beschlossen hat, der Herbst hätte es verdient, als golden gefeiert zu werden. Das Tal lag im Nebel, Wiesen und Bäume waren mit einem knisternden Schleier aus Frost überzogen. Das Laub strahlte in allen Tönen – und wir noch mehr. Weil die Stimmung, die uns auf dieser Wanderung kurz nach Sonnenaufgang belohnte, magisch war. Ich fühlte mich genau wie vor ein paar Monaten, auf dieser Wanderung im südafrikanischen Herbst. Die Stimmung war eine ähnliche, die Gänsehaut genau dieselbe. Nur dass wir hinunter in die weiten Ebenen Südafrikas geschaut haben und nicht wie heute auf den Chiemsee in Bayern. Mittlerweile aber weiß ich: Dieses Gefühl hat nichts mit Südafrika oder dem Chiemsee zu tun.

Ein Nachthimmel wie in der Wüste

Die Zeit habe ich längt vergessen. Stattdessen sitze ich still auf dem Boden, den Kopf in den Nacken gelegt, Tee in der Hand und die Augen vor Staunen weit offen. Über mir spannt sich die Milchstraße über den Nachthimmel, die Sterne funkeln. Im Osten geht der Mars auf und im Minutentakt sausen Satelliten still und schwerelos durch das Bild. Dieser Nachthimmel gehört zu den Schönsten, die ich je bestaunen durfte. Gerade aber sitze ich nicht in einer dieser entlegensten Gegenden unserer Welt, sondern auf einer Wiese in meiner Heimat, den Chiemgauer Alpen.Dunkle Orte, über denen Tausende Sterne am Himmel funkeln, gibt es auch hier: Die International Dark-Sky Association, die sich gegen Lichtverschmutzung engagiert, hat bis heute weltweit rund 130 Regionen aufgelistet, in denen künstliches Licht gebannt und der Nachthimmel geschützt wird. Um einen unvergesslichen Sternenhimmel zu erleben, müssen wir also nicht in die Wüste reisen.
Die vier dunkelsten Orte Deutschlands sind der Sternenpark Westhavelland, der Sternenpark Biosphärenreservat Rhön, der Sternenpark Nationalpark Eifel und der Sternenpark Winklmoosalm.

Fernwandergefühle wie auf den Trails Nord­amerikas

Durch wilde Landschaften wandern, losgelöst, mit dem Rucksack auf dem Rücken und allem im Gepäck, was wir zum (Über)Leben brauchen. Abends vor dem Zelt sitzen, der Stille zuhören und Sternbilder am Nachthimmel suchen. Nachts von endloser Freiheit träumen.
Ein Weitwander-Traum ist das, und während wir seine Bilder in Gedanken ausmalen, taucht bei den meisten von uns wahrscheinlich die verlassene Wildnis Nordamerikas auf. Amerika und Weitwandern gehören zusammen, einige der längsten Wege führen durch die USA. Doch auch Deutschland und Weitwandern gehören immer mehr zusammen – den Trekkingcamps sei Dank.
Franziska Consolati

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe bewusster leben 4/2021

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