Die heilsame Kraft von Hund, Katze & Co

Kuscheln, spielen und spüren: Der Kontakt zu Tieren hat eine besondere Wirkung und tut nicht nur unserer Seele gut, sondern auch unserem Körper. Und das ist sogar wissenschaftlich erwiesen.

Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund, sagte schon Hildegard von Bingen über die Wirkung der Vierbeiner auf den Menschen. Heute bestätigen zahlreiche wissenschaftliche Studien ihre Aussage. Tierhalter leben gesünder, denn sie haben weniger Übergewicht, Herzkreislauferkrankungen und Depressionen. Sie können aber auch mithelfen, menschliches Leiden zu lindern und werden immer häufiger als sogenannte Co-Therapeuten eingesetzt.

Tiere helfen gegen Einsamkeit

Egal ob Pferd, Hund, Katze oder Lama – Tiere können Einsamkeitsgefühle stoppen, demenzkranken Menschen neue Lebensqualität schenken und verhaltensauffälligen Kindern helfen, Vertrauen aufzubauen und Verantwortung zu übernehmen. Tiere helfen dabei, dass Depressive wieder Mut fassen. Sie mildern auch die Beschwerden von Bluthochdruck und Zuckerkrankheit.
Wichtig ist, dass das eingesetzte Tier speziell für einen solchen Einsatz ausgebildet und professionell trainiert ist. Nur ein ausgebildeter Therapeut kann in Verbindung mit einem trainierten Tier eine tiergestützte Therapie zweckmäßig durchführen. Therapeut und Therapietier agieren dabei im Gespann. Es muss aber immer darauf geachtet werden, dass die Bedürfnisse des Tieres berücksichtigt und befriedigt werden. Hund, Katze und Co können unser Leben auf vielfältige Weise bereichern:

Tiere tun Körper und Seele gut

Ende der 1970er-Jahre untersuchte die Medizinsoziologin Erika Friedmann mit ihren Kollegen James Lynn und Aron Katcher von der Maryland-Universitätsklinik die Überlebenschancen von 92 Herzinfarktpatienten nach deren Entlassung aus dem Krankenhaus. Fragte man die Ärzte, hatten alle gleich große Heilungschancen. Die Wissenschaftlerin ging davon aus, dass eventuell Anzahl und Intensität sozialer Kontakte einen entscheidenden Einfluss auf die Genesung haben. In ihrem Patienten-Fragebogen war deshalb eher beiläufig auch die Frage nach Haustieren enthalten. Das Ergebnis war verblüffend: Patienten mit Haustieren besaßen signifikant bessere Überlebens- und Rehabilitationschancen. Die Ergebnisse, so kann man im Rückblick festhalten, beeindruckten nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die Fachwelt. Erstmals war wissenschaftlich nachgewiesen, dass Haustiere unsere Gesundheit und sogar ernste Erkrankungen wie einen Herzinfarkt günstig beeinflussen können. In der Folge hat sich die Therapieform der „Tiergestützten Intervention“ entwickelt und auch die entsprechende Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung im therapeutischen Setting vorangetrieben. Die signifikanten Ergebnisse: Durch Streicheln und Kuscheln schlägt das Herz langsamer, der Blutdruck und der Wert des Stresshormons Kortisol sinken. Katzen können dies noch zusätzlich mit ihrem Schnurren unterstützen, was erwiesenermaßen durch seine besondere Frequenz ebenfalls eine heilsame Wirkung auf den Körper haben kann. Ein weiterer Aspekt: Tiere bringen uns immer wieder in den gegenwärtigen Moment zurück – etwa dann, wenn sie unsere Aufmerksamkeit fordern. Das führt dazu, weniger „verkopft“ zu sein, sondern auch unseren Körper und unsere Intuition wieder mehr zu spüren.

Sie spiegeln unsere Gefühle

Durch die Kontinuität und das Vertrauen, die sich mit der Zeit zwischen Mensch und Tier einstellen, fließen in dieser Beziehung oft auch mehr Emotionen als in so mancher Freundschaft zwischen zwei Menschen. Denn das Tier signalisiert, dass wir alle unsere Gefühlsregungen auch wirklich zeigen dürfen. Und das kann heilsam sein.
Wenn wir unsere Emotionen unterdrücken und nicht ausleben, können viele unbewusste Ängste, Unsicherheiten oder generell Unzufriedenheit entstehen. Haustiere sind aber gut darin, unsere wahren Gefühle zu erkennen und hervorzuholen. Sie spiegeln uns mit ihrem Verhalten und geben uns damit wertvolle Hinweise darauf, was gerade wirklich in unserem Inneren vorgeht und was bei uns nicht ganz im Gleichgewicht ist. Sie kümmern sich nicht um unsere Masken, die wir nach außen hin vielleicht aufgesetzt haben (wie: „Mir geht es immer gut, eigentlich fühle ich mich aber mies“). Unsere wahren Gefühle können sie hingegen deutlich spüren, weil sie sehr feinfühlig sind.

Sie wecken unsere Lebensfreude

Regt dich dein Tier hin und wieder zum Spielen, Kuscheln oder Faulenzen an? Damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt: Tiere können uns zum Lachen bringen oder Niedlichkeitsgefühle (teilweise auch mütterliche Beschützerinstinkte) in uns auslösen. Tierbesitzer machen liebend gerne Fotos und Videos von ihren tierischen Begleitern und schauen sie sich immer wieder an. Dann geht uns so richtig das Herz auf und ein Lächeln huscht uns über die Lippen. Und auch wenn wir uns während eines stressigen Bürotags zwischendurch Tierbilder oder -videos anschauen, in denen etwas Lustiges passiert oder die Tiere einfach nur süß für uns aussehen, kann uns das entspannen und hebt die Stimmung. Verspielte Kätzchen animieren uns gern dazu, mal alles stehen und liegen zu lassen und mit ihnen zusammen ein wenig Blödsinn zu machen. Vor allem Tierbabys fordern unsere Aufmerksamkeit und sind immer gut für eine Ablenkung. Dabei können wir unsere eigenen Spieltriebe ausleben, die wir alleine oder mit anderen Erwachsenen nicht in diesem Maße ausdrücken würden. Verspielte Tiere sorgen zusätzlich auch noch für Bewegung und Abwechslung.
Sonja Neuroth

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 6/2024

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