Das Leben aus vollen Zügen genießen – ist das nicht das Schönste überhaupt? Aber genau das fällt uns so schwer. Christine Carus weiß was wir tun können, um wieder mehr Genuss und Freude in unser Leben zu bringen.
Das Brötchen schnell am Schreibtisch essen, dann zum Einkaufen Zack-zack, der Haushalt wartet und zum Sport wolltest du ja eigentlich auch noch. Kennst du das auch? Der Alltag lässt uns keine Zeit für eine Pause. Viele Menschen sind heute getrieben von Aufgaben und Erwartungshaltungen, von Impulsen und Möglichkeiten. Doch man selber bleibt dabei auf der Strecke. Wenn du eine Zeitschrift mit dem Titel „bewusst leben“ liest, dann bist du vielleicht schon ein paar Kilometer weiter als viele andere. Aber: Hand aufs Herz … wie achtsam gehst du mit dir um, welchen Stellenwert hat Genuss in deinem Leben, kannst du wirklich bewusst die positiven Aspekte deines Lebens wahrnehmen?
In der Psychologie wird Genuss als förderlich und hilfreich für positive Emotionen beschrieben. Doch aus ganz unterschiedlichen Gründen haben die meisten von uns mit dem Genießen so ihre Schwierigkeiten. Genussfähigkeit ist aber enorm wichtig und ein Gradmesser für mentale Gesundheit. Und deshalb gibt es inzwischen auch therapeutische Genusstrainings. Genuss bedarf der explizierten Wertschätzung und der bewussten Reflexion. Beim Genießen geht es nicht nur um bloßes Konsumieren, d. h. das Brötchen zwischendurch am PC zu essen ist kein Genuss, sondern reine Nahrungsaufnahme und Konsum. Gute Gefühle bleiben dabei auf der Strecke.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Und wie ist das mit dem Einkaufen? Einkaufen ist eine Aufgabe, die einfach erledigt werden muss. Genuss und Achtsamkeit sind dabei doch sowieso fehl am Platz, denkst du vielleicht.
Ich kann das verstehen. So dachte ich auch. Doch inzwischen habe ich gelernt, dass ich entscheiden darf, ob ich konsumiere und abarbeite oder achtsam bin, wahrnehme und das Angenehme genieße. Es ist also deine Entscheidung, ob du den Einkauf genießt und als etwas Angenehmes wahrnimmst, oder nicht. Vor meinem Supermarkt gibt es einen Blumenstand und jedes Mal bevor ich den Supermarkt betrete, nehme ich die Blütenpracht der saisonalen Pflanzen wahr. Ich freue mich an den Tulpen im Frühjahr, an den Astern im Herbst. Am Obst- und Gemüsestand betrachte ich aufmerksam die Auslage. Auch der Anblick frischer Erdbeeren macht mich glücklich. Was ist regional, was saisonal? Ich nehme Farben, Formen, Gerüche ganz bewusst wahr.
Alle Lebensbereiche profitieren davon, wenn wir das Leben genießen
Meine Gedanken und Bewertungen machen aus, mit welchem Gefühl ich unterwegs bin. Mein Gefühl steuert meine Handlung und die wiederum meine Resultate. Bin ich achtsam und in Ruhe, gelingt mir vieles leichter und besser, weil auch meine Handlungen konzentrierter sind. „Geh langsam, wenn Du es eilig hast“ ist ein Satz, den ich schon seit vielen Jahren bemühe. Gerade, wenn es viel ist, brauche ich diesen Reminder. Achte ich nicht auf mich, kann ich keinem anderen helfen. Du kennst vielleicht all die Sicherheitsunterweisungen in Flugzeugen oder auf Schiffen. Zuerst sicherst du dich selbst, dann kannst du auch den Anderen helfen. In deinen Alltag übertragen, heißt das: Achte zuerst auf dich.
Doch zurück zum Genuss. Ich behaupte, du kannst in jedem Business und jeder Lebenssituation Genuss und kraftgebende Achtsamkeit einbauen. Iss deine Käsestulle mal achtsam und nimm wahr was mit dir passiert. Schau dir mal die Oberfläche des Käses an. Hat er Löcher, Blasen? Wie riecht er? Jetzt nimm einen Mini-Bissen – ja, mal ohne Brot – mmh … ganz langsam! Schmecke ihn mal richtig. Und jetzt nochmal riechen … und jetzt einen Bissen mit Brot. Langsam kauen und wahrnehmen. Das ist schon was anderes, wie wenn du eben mal eine geschmierte Stulle schnell im Stehen isst und während des Kauens auch noch nebenbei die Spülmaschine ausräumst.
Erkenne die kleinen Genussmomente
Wenn du den Gedanken mitgehst, dass Genuss einen positiven Einfluss auf deine positiven Emotionen hat, dann genieße doch mal wieder. Nimm das Leben mit all seiner Schönheit bewusst wahr und genieße die Kleinigkeiten: den blühenden Garten, das Vogelgezwitscher am Morgen, die wärmende Sonne oder den erfrischenden Regen. Genieße tröstende Berührungen des Partners/der Partnerin, die stürmische Umarmung deiner Kinder. Lausche dem Wellenrauschen am Meer. Achte auf deine zwischenmenschlichen Kontakte und genieße tiefgründige Gespräche. Genuss geht vor allem und immer beim Essen und Trinken. Fang klein an und du wirst sehen, dass die Genussmomente mehr werden. Du schaffst das! Und es macht was mit Dir. Versprochen!
Christine Carus ist Expertin für Gedankenhygiene, Life Coach, Kommunikationscoach für Vertrieb und Führung und arbeitet als Speaker und Autorin
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