Wer das Leben richtig verstehen will, der sollte bei dem alten Ägypter Hermes Trismegistos nachschlagen. Wir haben es für Sie getan und dabei die Bausteine des Lebens entdeckt.
Da gibt es doch tatsächlich Menschen, denen im Leben scheinbar alles gelingt. Sie haben einen Job, der sie zufrieden macht, arbeiten freiberuflich an der Idee ihres Lebens und führen noch dazu im Privaten ein Leben voller Glück und Harmonie. Alles, was sie sich vornehmen, scheint ihnen zuzufliegen, jede Aktivität ist von Erfolg gekrönt und wenn es drauf ankommt, dann können sie sich immer wieder flexibel auf Veränderungen einlassen und alte Vorstellungen oder Projekte sausen lassen. Jeder kennt solche Menschen und beneidet sie vielleicht ein klein wenig.
Auf der anderen Seite gibt es die, denen scheinbar alles misslingt. Sie suchen nach dem Traumprinzen und finden doch immer nur den Frosch. Im Berufsleben hangeln sie sich von einem Job zum anderen, ohne ihre wahre Bestimmung zu finden. Sie planen ihr Leben immer wieder neu, doch selbiges macht ihnen ständig einen Strich durch die Rechnung. Woran liegt es, dass die einen unablässig auf der Sonnenseite des Lebens spazieren und andere sich wie verhext immer im Schatten des Lebens wiederfinden? Kann es sein, dass die einen unbewusst alles richtig, die anderen alles falsch machen? Gibt es tatsächlich so etwas wie die Geheimnisse des Lebens? Doch worin bestehen sie?
Über den Stoff, aus dem das Leben ist, haben sich Philosophen aller Jahrhunderte ihre eigenen Gedanken gemacht. Heute wieder besonders aktuell sind die Schriften des Hermes Trismegistos (griechisch für „dreimal größter Hermes“), die in der sogenannten Tabula Smaragdina aufgezeichnet sein sollen und die Grundlage einer ganz eigenen spirituellen Sicht auf die Welt liefern. Im Kybalion, einem Buch, das 1908 erstmals veröffentlicht wurde, werden die „hermetischen Prinzipien“ ausführlich beschrieben. Wer diese sieben Prinzipien versteht und sich innerlich nach ihnen ausrichtet, der weiß mehr darüber, wie das Leben funktioniert. Die sieben geistigen Gesetze über das Leben können uns zu ganz neuen Einsichten in die Gesetzmäßigkeiten der uns umgebenden Wirklichkeit verhelfen. Vielleicht verstehen wir dann das Leben besser.
1. Das Gesetz der Mentalität
Das menschliche Bewusstsein ist das, was im Menschen denkt und fühlt. Das erste Gesetz auf der Tabula Smaragdina besagt deshalb auch, dass alles, was uns im Leben begegnet, „Bewusstsein“ ist. Die Erscheinungswelt oder das Universum ist demnach nichts anderes als eine mentale Schöpfung. Dies ist die wichtigste aller Wahrheiten, die man über das Leben kennen sollte. Sie ist der Schlüssel zu allen anderen. Denn diese erste Wahrheit besagt, dass alles, was ist, reiner Geist ist. Dieser Geist zeichnet sich dadurch aus, dass er Energie bewegen kann. Jeder einzelne unserer Gedanken – auch solche, die wir im Stillen hegen – ist pure Energie, welche uns selbst und die Dinge um uns herum bewegt.
Unser Universum, unser ganzes Leben ist empfänglich für die Kraft unserer Gedanken. Das erste Geheimnis beinhaltet demnach auch die Weisheit, dass das Bewusstsein unser Sein bestimmt. Unsere Gedanken sind die Vehikel zur Gestaltung unserer Welt. Realität an sich existiert nicht. Nur unsere Interpretation davon. Gedanken sind reine schöpferische Kraft. Wir sollten deshalb, dem, was wir denken, unsere ganze Aufmerksamkeit schenken, denn Gedanken sind das Werkzeug, mit dem wir unsere Welt selbst erschaffen. Wir sind die Quelle unserer Realität. Und damit haben wir ungeheure Möglichkeiten, um mithilfe unseres Denkens die Welt so zu gestalten, wie wir sie gerne haben möchten. Sind wir uns dessen wirklich immer bewusst?
2. Das Gesetz der Entsprechung
Dieses Gesetz besagt: All unsere täglichen Situationen entsprechen unserem „Inneren“, unseren Gedanken, Ausrichtungen und Überzeugungen. Es begegnet uns nichts, was nicht irgendetwas in uns entspricht oder mit uns zu tun hat. Ob von uns bewusst hervorgerufen oder nicht, alles hat einen Bezug zu uns, sonst würden wir nicht damit in Berührung kommen. Wir können daher das Große im Kleinen und das Kleine im Großen erkennen. Wie man innerlich ist, so erlebt man auch seine Außenwelt. Umgekehrt ist die Außenwelt immer auch ein Spiegel unseres inneren Zustands. Wenn zum Beispiel Aggressionen nicht gelebt werden und sich im Inneren aufstauen, wird sich das im Außen in Situationen widerspiegeln, in denen eine Form der Aggressivität auf uns zukommt und energetisch ausgeglichen werden will. Ist dagegen innerer Friede vorhanden, wird sich auch das Leben friedvoller gestalten. Das, was innen ist, wird außen werden. Wenn sich das Bewusstsein einer Person verändert, so verändert sich entsprechend zu einer gesetzten Zeit alles um diesen Menschen herum. Wenn wir diese Wahrheit verstanden haben, können wir selbst dafür sorgen, dass uns nur noch das begegnet, was wir uns wünschen.
3. Das Gesetz der Schwingung
Das dritte Gesetz beinhaltet die Wahrheit von Rhythmus und Schwingung. Das Gegenstück dazu ist Stillstand und Gleichgültigkeit. Diese Wahrheit enthält das Wissen, dass in allem, was ist, sich eine Bewegung zeigt. Die eigentliche Konstante des Lebens ist nicht die Ruhe oder Starrheit der Verhältnisse. Alles verändert sich ständig, nichts ist von Dauer. Alles ist in Bewegung und in einer ständigen Veränderung begriffen. Gut verdeutlicht wird dies durch die Schwingungen eines Pendels. Hier gibt der Ausschlag des Pendels oder das Maß des Schwungs auf der rechten Seite, den Schwung oder Maß auf der linken Seite vor. Wie ein Pendel, welches ständig hin- und her schwingt von Plus zu Minus, auf und ab, hinein und hinaus, vor und zurück. Eine Pendelbewegung ist wie Ebbe und Flut, die in allen Bereichen der physischen und der geistigen Ebene sich zeigen und wirken. Auf der Ebene der Lebenspraxis besagt dieses Gesetz: Jedes Festhalten-wollen von Dingen oder Situationen, auch von Schönem, führt irgendwann zum Unglücklichsein. Nur für den, der zur richtigen Zeit das Alte loslassen kann, werden die Freude und das Glück wieder fühlbar. Deshalb gilt es erstarrte Lebensverhältnisse zu überwinden und immer wieder neu in der Flexibilität zu leben. Eine solche Haltung entspricht dem Geheimnis des Lebens. „Wer das Sterben nicht gelernt hat, kann das Leben nicht lernen“ (Tibetisches Totenbuch).
4. Das Gesetz der Polarität
Im „Kybalion“ heißt es: „Alles ist zweifach, alles hat Pole; alles hat seine zwei Gegensätze – gleich und ungleich ist dasselbe. Gegensätze sind ihrer Natur nach identisch, nur im Grad verschieden; Extreme begegnen einander; alle Wahrheiten sind nur Halbwahrheiten; alle Paradoxa können in Übereinstimmung gebracht werden.“ Dieses Gesetz besagt, dass alles im Leben zwei Pole oder entgegengesetzte Aspekte besitzt, dass aber Gegensätze nur zwei Extreme derselben Erscheinung sind mit vielen graduellen Abstufungen dazwischen (männlich – weiblich; weich – hart; Yin – Yang). Zum Beispiel sind Hitze und Kälte, obwohl sie Gegensätze sind, doch tatsächlich dasselbe, die Unterschiede bestehen nur in den Graden ein und desselben Phänomens. Auch Liebe und Hass, zwei Zustände, die scheinbar entgegengesetzt sind, sind ihrem Wesen nach verwandt und letztlich aus demselben Stoff. Wer kennt nicht das Gefühl der Hassliebe? Liebe und Hass sind eben nur graduelle Ausformungen eines Grundgefühls.
5. Das Gesetz des Rhythmus
„Alles fließt aus und ein; alles hat seine Gezeiten“, heißt es im „Kybalion“. Dieses Gesetz enthält die Wahrheit, dass sich in allem eine abgemessene Hinund Herbewegung äußert: ein Ein- und Ausfluten, ein Rückwärts- und Vorwärtsschwingen, ein Pendeln zwischen Ebbe und Flut. Es gibt immer eine Aktion und eine Reaktion, einen Fortschritt und einen Rückschritt, ein Steigen und ein Fallen.
6. Das Gesetz von Ursache und Wirkung
Jede Wirkung hat ihre Ursache und jede Ursache bringt eine Wirkung hervor. Dieses Gesetz besagt, dass „alles gesetzmäßig geschieht“, dass sich nichts „nur zufällig ereignet“, dass es in Wahrheit keinen Zufall gibt. „Glück“ und „Zufall“ sind deshalb nur die Bezeichnungen für die noch nicht erkannte Wahrheit der Kausalität. Dieses Gesetz erklärt, dass jeder Gedanke und jede Tat eine Ursache setzen, die unvermeidlich Wirkungen nach sich ziehen – angenehme wie weniger angenehme. „Alles, was der Mensch ist, entsteht aus seiner Weisheit, und alles, was er sein wird, verursacht er selbst.“ Im Grunde geht es um die Bestätigung der Volksweisheit „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück“. Was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Wir sind keinesfalls Opfer irgendwelcher Umstände, sondern in Wirklichkeit deren alleinige Ursache und somit die verantwortlichen Schöpfer unserer eigenen Lebensumstände. Auf jede Aktion erfolgt immer nur eine entsprechende energetische Reaktion. Alles, was passiert, hat einen bestimmten Grund.
7. Das Gesetz des Geschlechts
Dieses Gesetz besagt, dass alles, was ist, ein männliches und ein weibliches Prinzip enthält. In jedem Mann ist auch das weibliche Element, in jeder Frau das männliche vorhanden. Dabei steht das Feminine archetypisch für die Ruhe und Erholung und das Maskuline für die Aktivität und das Schaffen. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Wir brauchen im Leben stets einen Ausgleich dieser beiden Prinzipien. Dabei ist kein Prinzip wichtiger oder dem anderen moralisch überlegen. Wir sollten immer bestrebt sein, beide Teile in uns zu integrieren und zu leben. Waren wir beispielsweise bislang sehr vom männlichen Element und von der einseitigen Ausrichtung am Intellekt bestimmt, so kann es für uns jetzt vielleicht mehr darum gehen, dem weiblichen Gegenstück in Form unserer Intuition und Gefühle zum Durchbruch zu verhelfen. Wer diese sieben Geheimnisse des Lebens versteht, für den ändert sich der Blick auf das Leben. Seit jeher wusste man, dass sich die Dinge, Beziehungen und Zustände ständig ändern, dass es eben kein Zufall ist, wenn wir ganz bestimmten Menschen begegnen, und dass wir selbst die Ursache für vieles sind, was um uns herum geschieht. So wächst Verantwortung für das, was wir täglich tun, und gleichzeitig die Möglichkeit einer grenzenlosen Freiheit.
Weiterlesen: A. Campobasso (Hrsg.), “Der Meisterweg des Kybalion“, Nietsch, 14,90 Euro