“Der schönste Tag im Leben …

… muss der letzte sein.” Das sagt der Moderator, Songwriter und Buchautor Dada Peng und erklärt, warum es so wichtig ist, sich auf das Sterben vorzubereiten.

Den Tod kennt Dada Peng gut. Seit zwanzig Jahren ist Jimmy, wie er ihn nennt, fester Bestandteil seines Lebens. 1999 stirbt sein Vater an Krebs, zu der Zeit ist Dada Peng gerademal 26 Jahre. 2011 begleitet er seine Mutter beim Sterben. Als persönlich Betroffener und Hinterbliebener, als Sterbebegleiter, ehrenamtlicher Mitarbeiter in einem Hospiz, als Begründer der Initiative „Superhelden fliegen vor“ für junge Sterbende und ihre Freunde sowie als Aktivist für einen neuen Umgang mit dem Thema „Tod und Sterben“ hat er selbst viele Erfahrungen mit dem Tod gemacht. Seine Botschaft, für die er in seinem Buch „Knockin‘ on Jimmy’s Door“ plädiert, lautet: „Der schönste Tag im Leben muss der letzte sein!“

Dada Peng, warum haben Sie die Themen Tod und Sterben gewissermaßen zu Ihrer Lebensaufgabe gemacht. Wie kam es dazu?

Ich glaube, das ist kein Thema, das man sich aussucht. Es kommt zu einem. Das Ganze entstand zunächst durch mein privates Erleben. Innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren verstarben sehr viele mir nahe stehende Menschen, u.a. auch meine Eltern. Und ich wollte einfach wissen, was es mit dem Tod und dem Sterben auf sich hat. Kaum jemand wollte in meinem Umfeld mit mir darüber sprechen. Noch gab es für junge Menschen Literatur oder moderne Medien, die sich mit dem Thema beschäftigten. Und so musste ich mir meine Fragen selbst beantworten. So kam ich ins Hospiz und zur Hospizbewegung. Ich dachte, dort Menschen zu finden, die sich ebenfalls mit dem Tod auseinandersetzen wollten. Und so war es dann auch. Eine bewusste Entscheidung, das Ganze zu meinem Lebensthema zu machen, gab es eigentlich nicht. Ich bemerkte irgendwann, dass meine Auseinandersetzung mit dem Tod mein Leben bereicherte. Ich lebte bewusster, in gewisser Weise auch glücklicher und so nahm ich dann den Tod als Lebensbegleiter dankbar an.

Sie nennen den Tod liebevoll „Jimmy“. Warum wird der Umgang mit dem Tod einfacher, wenn wir ihn Jimmy nennen?

Dadurch, dass wir so wenig über den Tod sprechen, ist allein das Wort „Tod“ mit unendlich vielen negativen Konnotationen behaftet. Wir denken direkt an Leid, Elend, Schmerz, Angst und viele von uns haben tatsächlich noch den Sensenmann im Kopf. Mein Tod sieht anders aus. Deshalb nenne ich ihn Jimmy, um ihm offen und frei begegnen zu können. Zu sterben ist ja einfach nur ein natürlicher Prozess und Jimmy quasi unser Wegbegleiter. Der Sterbeprozess ist ja nicht nur qualvoll und düster. Es gibt auch unzählige einmalig schöne und helle Momente. All das gehört zu Jimmy, wie schöne und weniger schöne Tage zu unser aller Leben dazugehören.

Jeder will alt werden, aber keiner will alt sein und schon gar nicht sterben. Wir verdrängen den eigenen Tod so gut es eben geht. Der Tod ist gewissermaßen das letzte Tabuthema. Warum tun wir uns so schwer, darüber zu reden?

Wir tun uns ja generell damit schwer, über existentielle Dinge zu reden. Wenn wir uns wirklich ganz klar werden darüber, warum wir existieren, was das Wesentliche unserer Existenz ist, dann würden wir merken, dass wir oftmals Wertvorstellungen folgen, die uns weder glücklich machen, noch zu einem erfüllenden Leben beitragen. Wer Jimmy wirklich begreift, der kann meiner Meinung nach, nicht mehr den Werten einer Leistungsgesellschaft folgen. Denn alles vergeht. Und dann stehen wir vor dem Problem, dass wir neue Werte finden, unser Leben eventuell ändern und dass vor allem die Gesellschaft sich grundlegend ändern müsste, hin zu einem bewussteren Leben, zu einem bewussteren Sterben. Jimmy stellt die Art wie wir leben in Frage. Und davor haben viele Angst.

Sie sagen, unsere Angst vor dem Tod sei unbegründet. Könnten Sie uns eine Kurzfassung ihrer Erkenntnis geben?

Wie schon gesagt, ist die Begegnung mit Jimmy ein natürlicher Prozess, etwas von dem wir genau wissen, dass es irgendwann passieren wird. Und das von Tag eins unseres Lebens. Ich habe Jimmy deshalb eher als kleinsten gemeinsamen Nenner von uns allen erfahren. In all unserer Diversität und Vielfalt werden wir alle Jimmy begegnen. Das empfinde ich als eine ganz wunderbare und einende Sache. Ich kann verstehen, dass viele Menschen Angst vor dem Sterbeprozess haben. Umso wichtiger ist es, dass wir die letzte Lebensphase schon frühzeitig gestalten und vor allem auch für uns selbst ganz klar formulieren, wie wir sterben wollen.

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe bewusster leben 2/2022

Diesen Artikel teilen

Weitere Beiträge

Wo geht’s hier zum Leben?

Psychologin Anke Precht plädiert trotz Pandemie und den damit verbundenden Einschränkungen dafür, das zu tun, wofür unser Herz am heftigsten schlägt.

Diesen Artikel teilen

Auf die Plätze – fertig – losleben!

Eigentlich passt alles. Dennoch regt sich ein ungutes Gefühl in deinem Magen. Wenn das Glück auf sich warten lässt, lohnt sich ein Perspektivwechsel.

Diesen Artikel teilen

Schreiben Sie einen Kommentar