Der Nährstoff-Kompass

Die Ärztin Helena Orfanos-Boeckel erklärt, wann welche Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sind und welche Nährstoffe wir wirklich brauchen.

Das Interesse an einer gesunden Ernährung wächst stetig. Zurecht, denn sie ist ein präventives Mittel, um verschiedenen Krankheiten vorzubeugen. Deshalb ist auch eine abwechslungsreiche Ernährung so wichtig, denn bei einseitiger Kost nimmt der Körper nicht genügend Vitamine auf. Diese Lücke kann man mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln schließen. Natürlich müssen wir nicht alle Pillen schlucken, die auf dem Markt sind. Es gibt aber welche, die durchaus sinnvoll sind.

Welche Nährstoffe brauchen wir wirklich?

Welche das sind, weiß die Internistin und Buchautorin Helena Orfanos-Boeckel. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit der sogenannten orthomolekularen Medizin und sagt deshalb: „Es ist leider unmöglich, allein durch die Ernährung alle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente so aufzunehmen, dass unser Stoffwechsel optimal versorgt ist. Das lässt sich in der Regel über einen Bluttest feststellen. Bei einigen bestimmten Nährstoffen kann man aber auch ohne eine ausgefeilte Labordiagnostik mit der Therapie beginnen, weil der Mangel daran in der Bevölkerung einfach flächendeckend ist.“
Wichtig sei es, die fehlenden Nährstoffe und Hormone in wirksamer und individueller Dosis zusammen zu kombinieren. Denn es gilt: Viel hilft hier nicht unbedingt viel und die vier fettlöslichen Vitamin A, D, E, und K können in hohen Dosierungen sogar unerwünschte Effekte hervorrufen. Doch welche Nahrungsergänzungsmittel sind wirklich sinnvoll? Wir geben einen Überblick:

Vitamin D

Ein Vitamin-D-Mangel ist in Deutschland leider die normale Realität. Vitamin D stärkt das Immunsystem, schützt die Knochen und kann die Stimmung verbessern. Jedes Neugeborene bekommt 500 IE (= 12,5 μg) ein Jahr lang nach der Geburt, um Rachitis (eine Knochenwachstumsstörung) zu vermeiden.

Calcium und Magnesium

Beide Mineralien spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation der Muskulatur und des Nervensystems. Bei einem Mangel können Krämpfe oder häufige Migräne-Anfälle entstehen. Der Mineralstoff Calcium schützt und stärkt die Knochen.

Jod

Jodmangel ist der Normalzustand in Deutschland. Weil unsere Böden jodarm sind, weisen über 30 Prozent der Bevölkerung einen Jodmangel auf. Eine häufige Folge sind Knoten in der Schilddrüse, die medizinische Bezeichnung dafür lautet „Struma“. Also bekommt jede/r PatientIn mit dieser Diagnose zur Prophylaxe weiterer Knotenbildung die Empfehlung, täglich 100 bis 200 μg Jod einzunehmen.

Omega-3-Fettsäuren

Sowohl Fisch- als auch Algenöl sind wertvolle Lieferanten für Omega-3-Fettsäuren. Beim Kauf von Fisch-Öl-Kapseln, sollte man unbedingt auf den Anteil von EPA und DHA achten. Empfehlenswert sind täglich mindestens 2000 Milligramm an EPA und DHA, was meist einem Tee- bis Esslöffel eines guten Omega-3-Öls entspricht. Die ungesättigten Fettsäuren sind von großer Bedeutung für den menschlichen Stoffwechsel. Sie sind Bestandteil unserer Zellmembran. Sie halten die Zellwände elastisch, sodass diese bestimmungsgemäß funktionieren können. Es ist wie bei einem Haus: Wenn die Wände und das Dach nicht gut gebaut sind, ist alles fragil und anfällig. Besonders relevant ist das für Frauen mit Kinderwunsch: Um die Eizelle zu stärken, braucht es eine optimale Versorgung an EPA und DHA.

Selen

Selewn wirkt als Bestandteil antioxidativer Enzyme im Bollwerk der Immunabwehr gegen freie Radikale und schützt angegriffene Körperzellen vor schädlichem oxidativem Stress. Darüber hinaus ist Selen maßgeblich an der Aktivierung, Deaktivierung und Regulierung von Schilddrüsenhormonen beteiligt und nimmt starken Einfluss auf unser gesamtes Hormonsystem, auf die Autoimmunprozesse, unser psychisches Wohlbefinden und nicht zuletzt sogar auf die Spermienbildung.

Zink

Zink spielt bei zahlreichen Stoffwechselvorgängen im Körper eine zentrale Rolle. Außerdem ist es wichtig für die Augen, Haut, Haare, ein gesundes Immunsystem und die Wundheilung. Unser Körper kann Zink nicht selbst bilden. Deshalb sollten wir immer gut mit ausreichend Zink versorgt sein. „Zinkmangel ist etwas erstaunlich Persönliches. Er kann sich unabhängig von unserer Ernährung in unserem Körper entwickeln. Nicht jede und nicht jeder braucht Zink als regelmäßige Substitution, viele Menschen mit einem ‘kleinen’ Mangel kommen mit regelmäßig 20–30 mg Zink täglich zurecht“, so die Ärztin Orfanos-Boeckel.

Zum Weiterlesen: Helena Orfanos-Boeckel, Nährstoff-Therapie, TRIAS Verlag, 24,99 Euro

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 6/2023

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