Achtsamkeit mit Tieren

Im Gegensatz zu uns, die wir oft mit unseren Gedanken schon weit in der Zukunft sind, bereits die nächsten Tage planen und die weiteren To-dos auf die eh schon volle Liste setzen, leben Tiere immer im Hier und Jetzt. Wir zeigen, was wir von ihnen lernen können

Achtsamkeit in der Natur ist eine effektive Möglichkeit, um den Geist immer wieder beruhigend zu ankern. Weil die Natur alle Sinne anspricht, ist Achtsamkeit in der Natur ein besonders erfüllendes Erlebnis. Weder Uhr noch Kaffeemaschine duften, glücklicherweise zumindest der Kaffee selbst, also das Produkt. Begegnen wir einem Baum mit all unseren Sinnen, können wir ihn nicht nur betrachten oder uns an ihn lehnen. Wir können seine unterschiedlichen Gerüche wahrnehmen, die er je nach Jahreszeit hat. Wir können die feinen Äderchen der Blätter ertasten und die Beschaffenheit der Baumrinde und seiner Früchte.

Tiere kann man sehen, hören, riechen und spüren

Am intensivsten aber sind Achtsamkeitserfahrungen mit Tieren. Man kann sie sehen, hören, riechen und spüren, nicht nur statisch wie einen Baum, sondern in der Bewegung, in der Interaktion. Genau deshalb erfreuen sich tiergestützte Therapieformen mit Hunden, Pferden, Eseln, Alpakas und vielen anderen Tieren immer größerer Beliebtheit. Sie sind sogar dazu geeignet, Menschen, deren Erlebensweisen dem autistischen Formenkreis zugeordnet werden, „ins“ Fühlen und in die Interaktion mit einem anderen Lebewesen zu bringen.
Ein Grund für die Intensität tierbezogener Achtsamkeit ist die Wahrhaftigkeit von Tieren. Sie sind. Sie sind so, wie sie sind. Sie sind wahrhaftig und unverstellt. Bereits der französische Philosoph Michel de Montaigne (1533–1592) schlussfolgerte: „Fürstenkinder lernen nichts gründlich, außer vielleicht das Reiten: Das Pferd ist weder ein Schmeichler noch eine Hofschanze und wirft den Sohn des Königs ebenso gut ab wie den Sohn des Karrenschiebers.“

Der Hund als besserer Mensch

Tierliebe ist ehrlich und unschuldig. Tiere lieben bedingungslos, ohne zu bewerten oder zu verurteilen. Deshalb haben Menschen verschiedenster Herkunft die Authentizität von Tieren schon immer hervorhoben. Unter ihnen war der amerikanische Schriftsteller Josh Billings (1818–1885), der besonders den Hunden Tribut zollte: „Mit Geld kann man einen guten Hund kaufen, aber nicht das Wedeln seines Schwanzes.“ Und: „Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt als sich selbst.“

Johannes Rau (1931–2006), der achte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, kam zu dem Schluss, dass Hunde die besseren Menschen seien: „Mein Hund ist als Hund eine Katastrophe, aber als Mensch unersetzlich!“ In eine ähnliche Trompete wie Rau blies der legendäre Jazz-Musiker Louis Armstrong (1901–1971), wenn es um die Vorzüge des Hunds als achtsamen Gefährten ging: „Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede.“ Im achtsamen Kontakt mit Tieren ist es möglich, belastende Lebensereignisse zu bewältigen, man kann aber auch überwältigend positive Lebenserfahrungen machen.

Achtsamkeit mit Tauben

Noch heute ist die in den 1960er- und 1970er-Jahren als Schönheits- und Sexidol bekannte Brigitte Bardot vielen Menschen ein Begriff. Sie war bereits sehr jung als Schauspielerin zu Rum gekommen, hatte mehrere gescheiterte Ehen hinter sich und war mit daran beteiligt, dass das ursprünglich kleine Fischerdörfchen St. Tropez zum Inbegriff des Jetsets wurde. Heute ist sie politisch umstritten und widmet sich seit vielen Jahren ausschließlich dem Tierwohl. Zurückblickend auf ihr Leben resümiert die 1934 geborene Bardot: „Meine Jugend und meine Schönheit schenkte ich den Männern. Jetzt widme ich meine Weisheit und meine Erfahrung den Tieren.“

Text aus: Sven Sohr/Indrani Alina Wilms, ­Lebe anders!, Junfermann Verlag, 28,80 Euro

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 6/2023

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