Zeit für mich

Cordula Nussbaum zeigt, wie es dir gelingt, deinen Fokus auf das zu richten, was wesentlich ist und wie du immer wieder kleine Auszeiten für dich finden kannst.

Hast du dir jemals gewünscht, einfach nur zu sein – ohne ständige Ablenkung und Verpflichtungen? Viele von uns fühlen sich überwältigt von der Flut an Reizen und Aufgaben, die täglich auf uns einprasseln. Wir vergessen vor lauter „Funktionieren“, dass wir uns selbst kleine Auszeiten schenken können, um im Hier und Jetzt zu bleiben und gelassen und fröhlich unseren Alltag zu erleben. Es ist nämlich gar nicht so schwer, uns immer wieder bewusste Momente der Ruhe und des Innehaltens zu gönnen. Vorausgesetzt wir machen uns einige Dinge bewusst und nehmen das Ruder unseres Lebens-Bootes wieder aktiv in die eigenen Hände.

Immer auf dem Sprung

Vorab: Du musst nicht gleich hochsensibel sein, um dir von Herzen Ruhe zu wünschen. Vielen Menschen fehlen heutzutage Phasen der Stille, des Rückzugs und des Abschaltens. Viele sehnen sich danach, öfter im Hier und Jetzt präsent zu sein – und nicht gedanklich schon wieder fünf Kilometer weiter. Es scheint immer schwieriger, in einem engen, fragmentierten und schnellen Alltag einfach mal nur zu „sein“. Wir sind innerlich meist auf dem Sprung. Das hat weniger damit zu tun, dass wir keine Zeit hätten, uns mal abzunabeln, sondern damit, dass wir uns dieses elende Multitasking angewöhnt haben. Kaum wird es mal um uns herum ruhig, schon ertappen wir uns dabei, wie wir auf den Bildschirm starren, auf Instagram Hochglanzbildchen nach oben wischen, im Akkord WhatsApp-Chats beackern, uns von einem Youtube-Video ins nächste ziehen lassen oder in Spiele wie Candy Crush und Co. flüchten.

Schaffe dir bewusste Momente der Ruhe

Leider ist bei vielen Menschen der mentale Akku bereits so leer, dass ihnen die Kraft fehlt, ein solches Verhalten zu ändern. Wissenschaftlich betrachtet befinden sie sich im Zustand der „Ego Depletion“ (von Ego = ich und Depletion = krankhafter Verbrauch körpereigener Stoffe) und haben keine Vorstellungskraft, geschweige denn Willenskraft mehr, aus der sich selbstverstärkenden Mattigkeit auszusteigen. Mit fatalen Folgen: Nicht nur, dass die Reizüberflutung und die fehlenden Off-Zeiten uns müde, unkonzentriert, reizbar und vergesslich machen. Auf Dauer löst ein solches Verhalten sogar Depressionen oder körperliche Beschwerden aus.

Mach also ab sofort in deinem Leben einen Unterschied, und übernimm (wieder) die Hoheit darüber, welche Reize überhaupt auf dich wirken sollen und wie (über-)fordernd dein Leben sein darf. Die folgenden fünf Brainhacks unterstützen dich auf deinem Weg:

Sei der Wind und nicht das Fähnchen

Hast du schon mal versucht, dir Termine mit dir selbst zu machen, um deinen eigenen Bedürfnissen nachzuspüren? Und hast du dir solche Me-Time dann auch genommen? Viele Menschen erleben einen Gap zwischen dem, was sie wollen, und dem, was sie dann tatsächlich tun. Meist fallen die eigenen Bedürfnisse hinten runter, weil wir noch so viel zu tun haben. Mit unserem enormen Leistungswillen und unserer Hilfsbereitschaft, stellen wir meist andere Themen prioritär vor unsere eigenen Bedürfnisse.

Deshalb ist es ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem bewussteren Leben, dass du zunächst einmal dich selbst, deine eigene Persönlichkeit zu verstehen lernst. Finde heraus, ob du eher ein kreativer Chaot oder ein systematischer Planer bist. Beide Persönlichkeitsstrukturen haben ihre Stärken, es kommt nur darauf an, sie im Alltag gezielt einzusetzen. Sei der Wind, der aktiv bestimmt, und nicht das Fähnchen, das sich nur passiv bewegen lässt. Wenn du mehr ein kreativer Chaot bist, dann liebst du die Freiheit und das kreative Chaos. Nutze diese Energie, um dich flexibel auf neue Situationen einzulassen und eigene Lösungen für Probleme zu finden. Wenn du eine systematische Planerin bist, dann genieße es, klare Intentionen und Strukturen zu haben. Nutze diese Stärke, um deinen Alltag effizient zu organisieren und Aufgaben systematisch abzuarbeiten. Gib dir aber auch genügend Raum für spontane Momente und kreative Pausen.

Sag seltener Ja

Ein häufiger Grund für Stress und Überforderung ist, dass wir zu oft Ja sagen. Ob es darum geht, eine zusätzliche Aufgabe bei der Arbeit zu übernehmen oder sich zu sozialen Verpflichtungen überreden zu lassen – jedes Ja erhöht deine mentale Last. Lerne deshalb, bewusster Nein zu sagen und deine eigenen Grenzen zu respektieren. Frage dich bei jeder neuen Aufgabe, ob sie wirklich so wichtig und dringlich ist. Ist es wirklich etwas, das nur du erledigen kannst? Oder kann die Aufgabe eventuell auch delegiert oder verschoben werden? Wenn du dir vornimmst, seltener Ja zu sagen, schaffst du dir wertvolle Freiräume und reduzierst auch schnell die Zahl deiner Verpflichtungen, die auf deiner Agenda landen. Zudem schaffst du dir so auch mehr Freiraum für dich.

Setze Prioritäten

Menschen, die es schaffen, sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen (und sie auch zu genießen!), haben bewusst oder unbewusst ihre Prioritäten entsprechend gelegt. Ihnen ist klar, was für sie wirklich wichtig ist, und sie sind bereit, dafür einen „Preis“ zu zahlen: sie befreien sich von FOMO (Fear of missing out), also von der Angst, etwas zu verpassen, und nehmen in Kauf, nicht auf allen Hochzeiten tanzen zu können, weil ihnen andere Dinge wichtiger sind. Deshalb nimm dir regelmäßig Zeit, um deine Prioritäten zu reflektieren, und überprüfe, ob deine täglichen Aktivitäten und Entscheidungen im Einklang mit diesen stehen. Indem du dich auf das konzentrierst, was dir wirklich wichtig ist, kannst du deine Energie gezielter einsetzen und unnötigen Stress vermeiden.

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 4/2024

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