Um bienenfreundliche Lebensräume zu schaffen, braucht es keinen großen Garten auf dem Land. Auch auf einem kleinen Balkon mitten in der Stadt können wir einiges dafür tun, dass sich Bienen bei uns wieder heimischer fühlen.
Ei, wir tun dir nichts zu Leide“, so heißt es im berühmten Kinderlied um die summenden Bienchen. Als ich letztens auf der Straße eine erschöpfte Hummel auf die Hand nahm und ihr einen sicheren, sonnigen Platz auf einem Stein bescherte, kam von einer Frau nur der Kommentar „Also ich hätte die jetzt plattgemacht. Nicht, dass sie noch jemanden sticht!“ Bei so einer Aussage muss man wohl nochmal ganz von vorne anfangen. Doch auch als Tierliebhaber schaden wir den Wildbienen (zu denen übrigens auch die sanftmütigen Hummeln gehören) heutzutage oft mehr, als uns manchmal bewusst ist. An jeder Ecke wird gemäht, zurechtgeschnitten, Unkraut gezupft. Alles muss schön gepflegt und ordentlich aussehen. Dazu kommt der Einsatz von Pestiziden. Die Bienen finden so immer weniger Lebensraum zum Nisten und Nektar sammeln. Dabei ist es lange kein Geheimnis mehr, dass die kleinen Brummer für vieles, was wir für selbstverständlich halten, von enormer Bedeutung sind: Mit über 90 Prozent der heimischen Pflanzen, die sie bestäuben, würde ohne sie nicht nur der Blumenladen um die Ecke dicht machen. Die gute Nachricht: Schon mit kleinen Veränderungen von zu Hause aus lässt sich viel bewirken. Hier ein paar praktische Tipps, wie sich die Bienchen schon bald pudelwohl bei dir fühlen.
Gib Bienen ein Zuhause
Unordnung ist die halbe Miete. Ja, du hast richtig gehört. Ordnungsneurotiker geraten jetzt vermutlich ins Schwitzen. Doch keine Sorge! Du musst deinen Garten nicht komplett zum Dschungel entarten lassen. Hilfreich ist schon, sich ein oder mehrere „wilde“ Bereiche einzurichten. Plätze, in denen das Unkraut wachsen darf, wie es fröhlich ist. So hast du nicht nur weniger Arbeit, es hält sich auch die Balance aus Nützlingen und Schädlingen – wovon nicht nur die Wildbienen, sondern auch Igel, Vögel, Schmetterlinge oder Käfer profitieren. Diese halten Schädlinge in Schach, sodass du auch keine Pflanzenschutzmittel mehr brauchst. Lass zudem vertrocknete und abgestorbene Pflanzen stehen und das Laub im Herbst liegen. Das bietet den Tieren Unterschlupf. Eine tolle Sache sind außerdem Totholzhaufen, die du an einigen Ecken drapieren kannst. Eine prima Nistmöglichkeit für viele Bienen und andere Nützlinge. Die meisten Wildbienenarten bauen sich ihr Heim allerdings in lockeren Sand- oder Erdböden. Was im Garten kein Problem ist, stellt sich auf der Terrasse schon schwieriger dar. Vielleicht ist es realisierbar, dass du die Fugen zwischen den Bodenplatten mit Sand füllst? Die Bienchen werden es dir danken.
Insektenquartiere und Nisthölzer lassen sich ganz easy selbst herstellen.
Der NABU bietet hier –> Anleitungen für verschiedene Insektenhotels. Die sind nicht nur ein sicheres Zuhause für die Bienchen, sondern auch eine Zierde auf jedem Balkon oder an einer Wand in Terrassennähe.
Die DIY-Nisthilfe: Das Insektenhotel
Natürlich kannst du die Bienen und Hummeln auch durch eigens gebaute Nisthilfen unterstützen. Gerade wenn du nur eine Terrasse oder einen Balkon zur Verfügung hast, ist ein Insektenhotel eine großartige Möglichkeit. Hierfür kannst du hohle Pflanzenstängel oder Bambusröhren sammeln und diese zusammen mit einem größeren Stück Laubholz und einem frischen Tonblock in einem Holzkasten aufeinanderstapeln. Nun kannst du in Ton und Holzblock Löcher von unterschiedlicher Größe drücken bzw. bohren. Achte darauf, mögliche Holzsplitter abzuschleifen, damit die empfindlichen Flügel der Bienen nicht verletzt werden. Das abgeschrägte Dach des Insektenhotels sollte mindestens zwei bis drei Zentimeter überstehen, damit der Regen ablaufen kann. Wenn du es beim Aufhängen zusätzlich noch in Richtung Süden oder Westen ausrichtest, haben die Bienchen es schön warm und trocken. Bitte denke auch an ein flaches Schälchen mit Wasser in der Nähe. Lege ein kleines Moosstück oder Steinchen an den Rand, damit die Bienen nicht hineinfallen und ertrinken.
Der perfekte Nachbar: Die Wildbiene
Du brauchst keine Sorge zu haben, dein Eis im Sommer nicht mehr in Ruhe schlecken zu können: Wildbienen haben nichts mit den Wespen zu tun, die gerne aufdringlich werden – im Gegenteil. Sie interessieren sich nicht für Speisen und verteidigen ihr Heim nicht mal, wenn du es in die Hand nimmst. Das Zusammenleben funktioniert prima und du kannst ab März, wenn die ersten Tiere schlüpfen, glückliche Bienchen aus nächster Nähe beobachten.
Futter für die Wildbienen
Für ein gemütliches Zuhause ist also gesorgt. Fehlen noch nektar- und pollenreiche Pflanzen. Bei der richtigen Auswahl an Blumen, Kräutern und Sträuchern sind einige Punkte zu beachten:
- Heimisch soll es sein
Achte auf heimische Wildpflanzen. Exotische Blumen wie Geranien und Hortensien sehen zwar imposant aus, bieten unseren Bienchen aber keinerlei Nahrung. - Warm und sonnig
Was für das Insektenhotel gilt, gilt auch für Bienenpflanzen: Sie mögen es warm und sonnig. Wähle also entsprechend geeignete Stellen für die Bepflanzung aus. Wenn du einen Garten hast, musst du nicht groß überlegen, auf einem schattigen Nordbalkon kommen schon deutlich weniger Pflanzen in Betracht. Dort fühlen sich aber Kapuzinerkresse oder Heidekraut immer noch wohl. - Von früh bis spät
Ist besten Fall ist der Nahrungsbedarf der Bienen das ganze Jahr über gedeckt. Mit anderen Worten: Schau, dass von März bis in den Spätherbst hinein immer etwas bei dir blüht. Frühblüher sind bspw. Osterglocken, Schneeheide oder Krokusse. Für spät fliegende Bienen im Herbst kommen die Bartblume, verschiedene Astern oder die Hohe Fetthenne infrage. - Gute Pflege spart Geld
Entscheide dich, ob du jedes Jahr neu anpflanzen möchtest oder mehrjährige Bienenpflanzen wählst, die mit ein wenig Glück und guter Pflege zuverlässig immer wieder zu neuem Leben erwachen. Vielleicht macht es auch die Mischung.
Zum Weiterlesen: Bärbel Oftring, Janine Sommer “Bienenglück im Garten” EMF Verlag
Den ganzen Artikel finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 3/2023
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