Wenn aus anfänglicher Verliebtheit eine dauerhafte Beziehung wird, bleibt die Liebe oft auf der Strecke. Dabei helfen schon kleine Rituale, um die Partnerschaft lebendig zu halten.
Wer einmal mit einem Holzofen durch den kalten Winter gekommen ist, weiß, dass es dafür Anzünd- und Brennholz braucht. Ersteres brennt sofort, lodernde Flammen sorgen für schnelle Hitze. Beginnt es nach kurzer Zeit zu verglühen, ist der Augenblick fürs Hartholz gekommen. Die schweren Scheite verbrennen gemächlich, verströmen angenehme Wärme, und wenn die Glut erlischt, genügt meist ein kleiner Funke, um sie wieder zu entfachen. Es geht also um den richtigen Mix aus großen Holzscheiten und kleinen Ästen, die besonders gut lodern. Stabiles Feuer braucht stabile Bedingungen, immer wieder ein wenig Beachtung sowie genügend Sauerstoff, damit es brennen und immer wieder lodern kann. Wir dürfen nicht vergessen, uns um die Glut zu kümmern. Sie will immer wieder gefüttert und neu entfacht werden, nochmal ein gutes Stück Holz verschlingen, mehr Luft zum Lodern bekommen oder auch weniger.
Wenn es um Liebe und Leidenschaft geht, erwarten viele Menschen, dass alles von selbst passiert. So wird uns heute suggeriert, mehr als Anzündholz bedürfe es nicht, um den Ofen am Laufen zu halten. Natürlich nennt sich die weltweit größte Dating-App „Tinder“ (Anzündholz) und nicht „Log“ (Holzscheit). Sie ist das 24 millionenfach geteilte Symbol für die Liebe in den Klauen der schnellen Rendite. Wolfgang Schmidbauer, einer der bekanntesten Psychoanalytiker und Paartherapeuten Deutschlands, identifiziert das Grundproblem moderner Beziehung so: „Wir vergleichen und rechnen auf. So als wäre die Liebe ein gewinnorientiertes Unternehmen.“
Doch was hält Paare wirklich zusammen? „Es ist die fragile Macht der ‚unbewussten Rituale‘, die jedes Paar zu Beginn seiner Beziehung ausbildet“, so Schmidtbauer. Verbindliche Traditionen, die Sicherheit geben, fehlen zunehmend. Paare finden heute immer weniger Halt in ihren Ursprungsfamilien. Diese Verunsicherung von außen gelte es im Inneren auszugleichen, schreibt der Therapeut: „innerhalb einer Beziehung“. Partner sollten einander zum Coach werden. Schmidbauer beschreibt das so: „Den Partner, die Partnerin nicht nur bewundern, um es sich in der Liebe bequem zu machen, sondern Ängste und Unsicherheiten des Gegenübers wahrnehmen und es unterstützen – aber auch darauf bestehen, dass eigene Ängste, eigene Unsicherheiten nicht entwertet werden.“ Damit die Beziehung trotz Alltagsstress und Unsicherheiten lange hält, müssen beide Seiten daran arbeiten und sich gegenseitig Halt und Sicherheit geben.
Sieben Rituale, die eure Liebe stärken
- Gemeinsame Beschäftigungen
Gerade Paare, die sehr unterschiedliche Interessen und Hobbys haben, finden oft keinen gemeinsamen Nenner, wenn es um die Freizeitgestaltung geht. Setzt euch zusammen hin und sucht euch eine Beschäftigung aus, die ihr beide noch nie gemacht habt und auf die ihr beide Lust habt. - Zuhören und Interesse zeigen
In manchen Beziehungen ist die Kommunikation mit der Zeit etwas eingeschlafen. Wenn die Gespräche zu oberflächlich sind, könnt ihr euch schnell aus den Augen verlieren. Führt deshalb immer mal wieder tiefgreifende Gespräche, denn alles, was euch einen Einblick in das Innere des anderen ermöglicht, kann eurer Beziehung einen neuen Push geben, weil ihr dadurch wieder zu einer größeren emotionalen Nähe findet. „Wie war dein Tag, Schatz?“ – diese kleine Frage jeden Abend wird dich und deinen Partner enger zusammenschweißen.
- Versöhnung vor Mitternacht
In der Praxis bedeutet das: Sich nach einem Streit möglichst vor dem Schlafengehen zu versöhnen und nicht beleidigt zurückziehen. Den Streit nicht erneuern. Die Schuld nicht auf sich nehmen. „Vertragen wir uns wieder!“ anbieten oder darauf eingehen.
Zum Weiterlesen: Wolfgang Schmidbauer, die schnelle und und die langsame Liebe, GU Verlag 19,99 Euro
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