Chirurgie, Innere Medizin oder HNO: Viele medizinische Fachdisziplinen sind selbst Kindergartenkindern schon bekannt. Doch längst nicht jeder kann etwas mit dem Begriff Hämatologie anfangen. Dabei behandelt dieses Fachgebiet eines der größten Organe unseres Körpers, nämlich das Blut. Hämatologen beschäftigen sich mit dem Aufbau des Blutes, den Blutzellen und etwaigen Erkrankungen. Besonders bekannt ist hierbei sicherlich die Leukämie, doch es gibt noch sehr viele weitere Störungen, die mit dem „Saft des Lebens“ in Verbindung stehen. Hiervon stellt Ihnen dieser Artikel vier häufige Krankheiten vor, die in die Hände erfahrener Hämatologen gehören. Übrigens wird das Fachgebiet aufgrund vieler Überschneidungen häufig mit der Onkologie zusammengefasst.
Hämatologen untersuchen und behandeln das Blut. Aber untersucht nicht beinahe jede medizinische Fachdisziplin das Blut, werden Sie sich vielleicht zurecht fragen. Die Antwort lautet „jein“. Hausärzte, Internisten und Co. untersuchen eher das, was im Blut transportiert wird. Daraus ergeben sich Aufschlüsse auf diverse Erkrankungen. Ein Hämatologie-Labor wiederum analysiert das Blut selbst und weniger, ob beispielsweise der Cholesterin- oder Blutzuckerspiegel in Ordnung ist. Und mit diesen folgenden Krankheitsbildern beschäftigt sich die Hämatologie, wobei es sich natürlich nur um einen kleinen Auszug handelt.
Leukämie: Bösartige Erkrankung des Knochenmarks
Es gibt verschiedene Formen der Leukämie, die umgangssprachlich oft als „Blutkrebs“ bezeichnet werden. So unterscheiden Mediziner z. B. die akute und chronische Variante. Im Knochenmark können keine gesunden weißen Blutkörperchen (Leukozyten) mehr gebildet werden. Vielmehr werden die entarteten Zellen in die Blutbahn abgegeben, wo sie sich im gesamten Körper verteilen und das Gegenteil von dem tun, was normalerweise ihre Aufgabe wäre. Sie schwächen nämlich die Immunabwehr, anstatt sich an ihr aktiv zu beteiligen. Die Therapie der Wahl ist eine Knochenmarkspende.
Anämie: Der Volksmund spricht von Blutarmut
Auch von der Anämie gibt es verschiedene Varianten, die hier nur kurz zusammengefasst werden. Vereinfacht gesagt handelt es sich um einen zu niedrigen Anteil des roten Farbstoffs Hämoglobin oder eine zu geringe Anzahl roter Blutkörperchen (Erythrozyten). Beides führt dazu, dass dem Körper zu wenig Sauerstoff zur Verfügung gestellt wird, was sich in diesen typischen Symptomen äußert:
- Müdigkeit
- Blässe
- Abgeschlagenheit
- Konzentrationsprobleme
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- beschleunigter Pulsschlag
Die Behandlung richtet sich nach der Art und Ursache der Anämie und besteht bei schweren Formen in einer Transfusion von Erythrozytenkonzentraten. Auch die Verabreichung von Vitamin B12 gehört zu den Therapiemöglichkeiten.
Thrombophilie: Erhöhte Gefahr für Thrombosen
Diese Erkrankung ist durch eine verstärkte Gerinnungsneigung des Bluts charakterisiert. Laienhaft gesprochen könnte man auch sagen: Das Blut verklumpt schneller, wodurch das Risiko für Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenembolie steigt. Ärzte unterscheiden zwischen erblichen und erworbenen Faktoren, die zu einer Thrombophilie führen können.
- Erblich: Hier sorgen genetische Veränderungen für eine beschleunigte Gerinnung
- Erworben: In diesem Fall spielen Risikofaktoren wie Rauchen, Bettlägerigkeit, Übergewicht und die Einnahme der Anti-Baby-Pille eine Rolle
Therapeutisch steht, sofern es sich um die erworbene Form handelt, eine bestmögliche Beseitigung/Verminderung der Risikofaktoren im Vordergrund. Doch auch Medikamente spielen eine Rolle bei beiden Varianten.
Multiples Myelom: Eine weitere Krebserkrankung der Hämatologie
Wieder zu den bösartigen hämatologischen Krankheitsbildern gehört das multiple Myelom. Es ähnelt insofern der Leukämie, als dass auch hier der Ursprung im Knochenmark liegt. Deswegen wird die Erkrankung auch als „Knochenmarkkrebs“ bezeichnet. Im Knochenmark befinden sich zahlreiche Herde mit entarteten Plasmazellen, also bestimmten Vorgängerzellen der weißen Blutkörperchen. Die Erkrankung tritt mit 7.000 – 8.000 jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland relativ selten auf[1]. Die Therapien der Wahl sind eine Chemotherapie und eine Stammzelltransplantation. Auch wenn das multiple Myelom oft nicht heilbar ist, hat sich die Prognose in den vergangenen Jahren erheblich verbessert.
[1] Krebsinformationsdienst