Marco Lehmann über die Ups and Downs seines Lebens und wie er es geschafft hat, trotz aller Widrigkeiten seinem Herzensruf zu folgen.
Gefühle haben eine zentrale Funktion für unser Leben, die weit über das hinausgeht, was wir als „das Bauchgefühl“ bezeichnen. Sie geben uns Orientierung, wenn unsere Gedanken widersprüchlich sind und uns verwirren. Und vor allem: Gefühle lassen uns mit anderen in Resonanz treten und schaffen Lebensfreude. Doch leider verlernen wir es meist im Laufe des Erwachsenwerdens, auf sie zu hören.
Marco Lehmann, Lebenscoach und Hypnosetherapeut bezeichnet sich selbst als hellfühlig und intuitiv. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Menschen wieder „ins Fühlen“ zurückzubringen, sie daran zu erinnern, wer sie wirklich sind und was sie tief in ihrem Herzen wollen. Er ist überzeugt, dass in unserem Herzen eine Intelligenz wohnt, aus der wir ungeahnte Kräfte schöpfen können.
„Du kannst nur dann herausfinden, was du möchtest und dir guttut, wenn du die Meinungen der anderen leiser und deine innere Stimme lauter drehst“, sagt Marco Lehmann. Wie das funktioniert und mit welchen Stolpersteinen und Herausforderungen wir es dabei zu tun bekommen, beschreibt er in seinem Buch „Herzensruf – (mein) Blind Date mit dem Leben“.
Du schreibst in deinem Buch über eine Reise zu dir selbst und wie du deinem Herzensruf gefolgt bist. Die Liebe spielt dabei eine große Rolle. Du hast dich während deiner Ehe neu verliebt und bist diesem Herzensruf gefolgt. Was hat sich durch die Begegnung mit deiner jetzigen Frau Tamara alles verändert?
Die größte Veränderung geschah tief in meinem Inneren. Ich erkannte auf einmal, dass ich mein ganzes Leben lang vor mir selbst weggelaufen bin. Ich hatte mich dabei immer über meine Leistungen im Beruf und im Sport definiert. Meine Gefühle betäubte ich auf Partys, mit Frauen und Alkohol. Doch in der Liebe zu Tamara funktionierte diese Flucht nicht mehr. Die Gefühle zu ihr holten mich immer wieder ein. Am Ende konnte ich diesem Herzensruf nicht mehr ausweichen.
Du betonst immer wieder, dass es wichtig ist, sich nicht aufzugeben und trotz Widrigkeiten selbstbewusst seinen Weg zu gehen. Wie gehst du heute selbst mit Rückschlägen um?
Rückschläge gehören zum Leben dazu. In dem Moment, wo du das akzeptierst, wird es ruhiger in dir. Es ist wie beim Surfen. Du paddelst, gibst dein Bestes und wenn alles stimmt: die Welle, das Timing, der Sprung aufs Brett, die Standhaftigkeit… dann surfst du, solange dich die Welle trägt. Vielleicht stoppt dich auch eine Dysbalance, eine Unaufmerksamkeit und du fällst. Die Welle drückt dich runter, es wird unheimlich, es wirbelt dich durch. Doch je weniger du kämpfst und je mehr du vertraust, umso schneller bist du wieder an der Oberfläche. Am Ende geht es bei Rückschlägen immer um Vertrauen, um Vertrauen in dich, in den Prozess, in die Umstände. Je mehr Vertrauen, umso weniger Kampf.
Große Veränderungen funktionieren nur mit „vorstellen-fühlen-handeln“, sagst du. Was heißt das konkret?
Gerne nenne ich dir ein Beispiel aus meinem Leben: 2015 hatte ich die Idee ein Live-Event ins Leben zu rufen. Das war die Vision. Ich stellte mir vor, wie sich dieses Event anfühlen würde. Dabei schossen mir Tränen der Dankbarkeit in die Augen. Ich fühlte diesen Anlass. Ich sah die Menschen vor mir, meine Frau, meinen Sohn und hunderte andere Leute. Es kribbelte in meinem Bauch. Ich wusste und fühlte, dass dieses Event Wirklichkeit werden wird. Dann kam ich ins Handeln. Ich redete mit Freunden darüber, suchte eine Location, buchte die Speaker, einen musikalischen Act und auf dem Weg fand sich dann auch der Name dazu: „Dein Blind Date mit dem Leben“. Am 25. Februar 2023 findet das Event nun bereits zum zweiten Mal in der Schweiz statt.
Du sagst auch, dass Zeiten der Stille wichtig sind, um sich mit seiner Seele zu verbinden und ins Fühlen zu kommen. Wo und wie finden wir diese „Stille-Auszeiten“?
Stille Auszeiten sind meist näher als wir denken. Ein Spaziergang in der Natur, eine Meditation oder auch einfach mal die Seele bei einem Schaumbad baumeln lassen. Der Schlüssel liegt darin, in den Moment zu kommen. Dabei hilft das Motto „Weniger ist mehr“, denn je mehr du den Terminkalender füllst, je mehr du dich kontrollierst, umso weniger kann dir das Leben schöne Dinge schenken. Wenn du dir dagegen weniger vornimmst, wirst du ruhiger und es öffnet sich die Ebene zu deiner Seele und ein Raum der Fülle. Auf einmal hast du dann wieder Zeit, sodass dir das Leben wieder schöne Momente schenken kann.
Du bezeichnest dich als sehr feinfühlig. Wie zeigt sich das?
Wir Menschen haben ein großes Geschenk erhalten: das Fühlen. Jedem von uns ist dieses Geschenk gegeben. Auf unserem Lebensweg trennen wir uns von diesem Gefühl jedoch mehr und mehr ab. Auch ich hatte das früher gemacht. Doch irgendwann habe ich erkannt, dass das Fühlen eine besondere Gabe ist, dass ich, wenn ich mich mit mir selbst verbunden fühle, andere Menschen sogar „lesen“ kann. Ich kann dann in ihr Innenleben „schauen“. Ich „sehe“ ihre Themen, ihre Vergangenheit und auch ihre nächsten Schritte. So kann ich ihnen in meinen Coachings und Seminaren ganz neue Perspektiven eröffnen, die sie auch schneller in ihre innere Heilung führen.
Blind Date heißt ja eine Verabredung mit etwas Unbekanntem. Was war für dich auf deiner „Herzensreise“ die überraschendste Erkenntnis?
Dass wir alle in unserem Wesenskern pure Liebe sind und die Möglichkeit haben, dies selbst zu erkennen und auch zu leben. Es ist nicht das Außen, das Macht über dich hat. Du hast die Macht selbst über dich und auch über dein Leben. Wenn du das erkennst, und beginnst deinen Weg neu zu gehen, dann wird sich dein Leben von Grund auf verändern und zwar ins Positive. Genau bei diesem Prozess unterstütze ich die Menschen mit meinen Seminaren und natürlich auch mit meinem neuen Buch.
Buchtipp:
Marco Lehmann, Herzensruf … (m)ein Blind Date mit dem Leben, LIV Verlag