Jede(r) fünfte Deutsche leidet unter einer Venenerkrankung. Erste Hilfe bei sommerlichen Temperaturen: Beine hoch lagern. Mit der richtigen Therapie und Ernährung lässt sich zudem langfristig vorbeugen und Lebensqualität wiedergewinnen
Irgendwann mit Anfang 20 fing es an: Besenreißer – bläulich-rötlich schimmernd an Saskias Oberschenkel. Zehn Jahre und zwei Schwangerschaften später wurden die Beschwerden schon ernster. Eine dicke Krampfader schlängelte sich am Bein nach oben, knotig und blau. Höchste Zeit, etwas zu unternehmen, um Schlimmerem vorzubeugen. In Krampfadern, auch Varizen genannt, fließt das Blut langsamer als in gesunden Venen. Sie können Schwellungen, Schweregefühl bis hin zu nächtlichen Beinkrämpfen auslösen.
Besonders wer viel sitzt oder steht, erschwert den Venen ihre Arbeit: den Rücktransport des Blutes gegen die Schwerkraft. Das Blut „versackt“ und es kommt zu Stauungen. Verkäuferinnen wie Büroangestellte haben deshalb ein erhöhtes Thromboserisiko. Wann immer möglich, sollten sie die Beine hochlagern. Arbeitsgeräte wie den Drucker oder Handbücher stellen Sie am besten außer Reichweite auf, so dass Sie aufstehen müssen, um diese zu benutzen. Laufen Sie beim Telefonieren herum und statten Sie Ihren Kollegen einen Besuch ab, statt kurz die Durchwahl zu drücken. Wenn Sie dabei ein paar Treppen steigen müssen: umso besser! Am Schreibtisch nie die Füße baumeln lassen, sondern flach nebeneinander auf den Boden stellen. Verzichten Sie darauf, die Beine übereinander zu schlagen und tragen Sie bequeme Kleidung. Immer wenn Sie daran denken, bewegen Sie die Zehen auf und ab und krallen; kreisen Sie und wippen mit den Füßen, im Idealfall mehrmals die Stunde. Bei stehenden Berufen öfters mal auf die Zehenspitzen stellen und die Knie zwischendurch mal beugen und strecken. In einem unbeobachteten Moment können Sie auch auf der Stelle gehen; dazu abwechselnd die rechte und die linke Ferse anheben und wieder abstellen.
Beginnen Sie Ihren Tag mit einem kalten Beinguss, mit dem Sie Ihre morgendliche Dusche abrunden. Vom rechten Außenfuß den Wasserstrahl langsam an der Wade entlang bis hoch zum Knie führen und an der Innenseite der Wade wieder zurück, dann zum linken Bein wechseln. Dreimal wiederholen.
Nach Feierabend kann gerne einmal das Tanzbein geschwungen werden, Ausdauersportarten wie (Nordic-)Walking, Radfahren oder Schwimmen sind ebenfalls sehr empfehlenswert. Sport aktiviert die Muskelpumpe, die schlappe Venen tatkräftig beim Rücktransport des Blutes unterstützt.
Venenpflege im Alltag
- Treppen steigen statt Fahrstuhl fahren
- Öfters aufstehen und herumlaufen
- Lieber laufen und liegen als sitzen und stehen
- Heiße Wannenbäder und stundenlanges Sonnenbaden vermeiden
- Bequemes, flaches Schuhwerk und so oft wie möglich barfuß gehen
- Kneipp-Güsse
- Bei Venenerkrankungen und auf Reisen Kompressionsstrümpfe tragen
Ernährungstipps
- Ballaststoffe beugen Verstopfung vor, die sonst einen enormen Druck im Unterbauch und Beckenbereich ausübt und so den Rückfluss des Blutes zum Herzen erschwert. Schlemmen Sie sich also satt mit Vollkornprodukten, Gemüsen, Salaten, Hülsenfrüchten und Obst. Postiver Nebeneffekt: Sie werden schlank, ohne zu hungern. Übergewicht und vermehrte Fettansammlung im Bauchraum behindern dagegen den Rücktransport des venösen Blutes.
- Vitamin C stärkt das Bindegewebe und hilft so den Venen ihre Aufgaben zu erfüllen. Gute Quellen sind Beeren, Zitrusfrüchte, Paprika, Kohlrabi und Brokkoli. Öfters mal roh genießen, denn Vitamin C ist sehr hitzeempfindlich!
- Vitamin K stärkt die Kapillare, so dass sie weniger durchlässig und damit auch weniger sichtbar werden. Als besonders gute Quellen gelten Erdbeeren, Kohlgemüse – vor allem Sauerkraut, Spinat, Erbsen, Brokkoli und Salat. Vitamin K ist hitze- und sauerstoffbeständig, zerfällt aber unter Lichteinwirkung sehr schnell. Lagern Sie deshalb Ihre Lebensmittel möglichst dunkel. Da es fettlöslich ist, immer mit ein wenig Öl, Sahne oder Butter genießen.
- Rutin, beispielsweise enthalten in Buchweizen, fördert die Elastizität der Blutgefäße und macht sie weniger durchlässig.
- Die Aminosäure Arginin reguliert den Blutfluss. Gute Quellen sind Kiwi, Nüsse, Sojabohnen und Haferflocken.
- Viel trinken, mindestens 1,5 – 2 Liter pro Tag. Wasser, verdünnte Säfte, Kräuter- und Früchtetees helfen, Thrombosen vorzubeugen. Trinken Sie wenig oder keinen Alkohol, er erweitert die Venen.
Weitere Infos sowie eine Liste mit Phlebologen in Ihrer Nähe:
Deutsche Venen-Liga e.V.
Sonnenstraße 6
56864 Bad Bertrich
kostenlose Servicenummer: 0800-4443335
www.venenliga.de