Eine Wanderung in die Berge, durch Wälder oder an einem Fluss entlang, verlangsamt unser Leben und bleibt uns als eine wunderbar erlebte, seelenvolle Zeit im Gedächtnis.
Vielleicht ist das Wandern überhaupt der einfachste und natürlichste Weg, um mit selbst ins Reine zu kommen und doch ganz in der Welt zu sein. „Beim Wandern erleben den Kontrast zwischen der Unendlichkeit und Ewigkeit der Natur einerseits und der Winzigkeit und Kürze unserer eigenen Existenz andererseits“, schreibt beispielsweise der Philosoph Albert Kitzler in seinem Buch „Das Glück des Wanderns“.
Beim Wandern versinken wir im Schauen
Beim Wandern kommt es nicht so sehr darauf an, was um einen herum vorgeht, was man sieht, wahrnimmt und erlebt, sondern wie man etwas erlebt, sieht und wahrnimmt, wie es also um einen selber steht, was in einem selber vorgeht. Wie die äußeren Umstände sich uns darstellen, haben wir meist nicht in der Hand. Aber in welcher Stimmung und Bewusstheit wir selber sind und wie unsere Beziehung zur Umgebung ist, das liegt an uns. Wenn Äußeres und Inneres zusammenkommen entsteht ein Einklang, dann bekommt alles, was man erlebt und tut, Sinn und Bedeutung. Der Daoist Dschuang Dsi spricht vom Wandern als einem „freien und unbeschwerten Umherstreifen“, das nach keinem Nutzen fragt – ein Umherwandern „ohne Warum“. Wer ohne bestimmte Absicht und ohne festes Ziel durch die Gegend wandert, nimmt wahr, was er sieht und was sich zeigt, anstatt nur das zu sehen, was man „gesehen haben muss“ oder was „sehenswürdig“ ist.
Wenn Äußeres und Inneres zusammenkommen, entsteht ein Einklang.
Beim Wandern sehen wir, was ist und wie es ist und versinken im Schauen. Und dieses Schauen ist ein unmittelbares Wahrnehmen der Welt um herum, noch bevor sich Gedanken einstellen. Dann gibt es nichts, was zwischen den Schauenden und das Wahrgenommene tritt und keine Voreingenommenheit und keine Absichten trüben den Blick. Denn Gedanken, Vorstellungen und das Fixiert sein auf ein zu erreichendes Ziel engen uns ein und verhindern die volle Freiheit und Offenheit. Ein in diesem Sinne frei schwebendes Bewusstsein öffnet unseren Blick.
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