„Männer können Frauen nie richtig verstehen, sie können sie nur lieben.“ Der Bestsellerautor Robert Betz darüber, was einen Mann zum Mann macht, warum es in einer Partnerschaft nicht um ein Geben und Nehmen geht und wie Frauen ihre Männer besser verstehen können.
Lieber Herr Betz, in Ihrem Buch „Wahrhaftig Mann sein“ gehen Sie davon aus, dass heute die meisten Männer einem falschen Männerbild nacheifern, in dem es vor allem um Leistung, Erfolg, Geldverdienen und Status geht. Was ist daran falsch? Viele Frauen mögen doch gerade das an einem Mann?
Sie haben Recht, dass viele Frauen sich einen erfolgreichen Mann wünschen. Was sich die meisten Frauen aber auch wünschen, ist, dass wir uns nicht für sie verbiegen. Solange Männer es Frauen Recht machen wollen, laufen sie ins Leere oder in die Erschöpfung. Und das passiert gerade mit sehr vielen Männern. Ich unterscheide zwei Arten erfolgreicher Männer: Die einen arbeiten und leben, um Erfolg zu haben, also ‚um … zu …‘. Die anderen haben Erfolg, weil sie ihrem Herzen folgen und täglich das tun, was ihnen viel Freude bereitet. Diese Männer tun das, was sie tun, nicht, um die Erwartungen anderer zu erfüllen oder dem gesellschaftlichen Abziehbild eines erfolgreichen Mannes zu entsprechen.
Die Verantwortung dafür, dass sich Männer über Leistung und Status definieren, läge, so schreiben Sie, bei den Männern selbst. Aber es ist doch nicht so einfach, sich von der alten Männerbild zu lösen. Wie kann es da dem einzelnen Mann gelingen, eine neue Rolle für sich zu finden?
Ich sage auch nicht, dass es einfach ist. Aber es ist machbar und viele Männer lieben Herausforderungen. Sie dürfen den Fokus ihrer Neugier und Aufmerksamkeit jetzt jedoch mal auf sich selbst und vor allem auf ihre Innenwelt verschieben, mit der wir unsere äußere Wirklichkeit erschaffen. Auch der Begriff „neue Rolle“ würde Männer wieder in die Irre führen. Es geht vielmehr um die Frage: Was braucht es, dass ein Mann seine Freude am Mann- und Mensch-Sein entdeckt, an dem, was ihn innerlich wirklich ausmacht, an seiner tiefsten eigenen Wahrheit über sich und sein Leben. Und die kann er nur entdeck-en, wenn er anfängt, sich Zeit zu nehmen für die liebevolle und neugierige Erforschung seines Innenlebens und für das freudige Mit-sich-allein-Sein. Er darf sich dafür entscheiden, sich selbst – und das heißt seine Gedanken, seine Emotionen und die Signale bzw. Empfindungen seines Körpers – neugierig zu erforschen und den Kontakt zur Stimme seines Herzens zu finden und ihr zu folgen.
Die alte Frage „Wann ist ein Mann ein Mann“: Was macht denn einen Mann zum Mann?
Ja, diese Frage, vor über 35 Jahren von Herbert Grönemeyer gestellt, ist bis heute nicht klar beantwortet, weil es dazu verständlicher Weise verschiedene Auffassungen gibt. In den Augen der meisten in unserer Gesellschaft – auch der meisten Frauen – machen den „richtigen“ Mann ungefähr folgende Eigenschaften und Verhaltensweisen aus: „Hat sich im Griff“; „Weiß, was er will“; „Zieht was durch“; „Verfolgt erfolgreich Ziele“; „Kann Frust und Schmerz ertragen“; „Macht Sport und sorgt für einen attraktiven Körper“; „Zeigt ein bisschen Gefühl, aber nicht zu viel Schwäche“, also „kein Weichei, bitte!“ und „ist auf irgendeine Weise anders als die anderen“, was ihn „interessant“ macht und kann „auch unterhaltsam und amüsant“ sein, also „nicht zu normal oder gar stromlinienförmig“. Ähnlich wie Männer von Frauen sich so unterschiedliche Facetten wünschen wie Engel, Mutter und Hure zugleich, erwarten viele Frauen von Männern auch ein solches Hybridwesen: einerseits stark, selbstbewusst, erfolgreich oder gar exzentrisch und gut im Bett und andererseits gefühlvoll, verständnisvoll, kinderfreundlich,
schmusig und verletzlich. Den einen „richtigen Mann“ gibt es einfach nicht und kann es nicht geben. Wenn man ihn sucht, ist es ein Klischee, das es in der Realität nicht gibt. Es gibt so viele unterschiedliche Männer wie Frauen. Was für den einen Mann stimmt und ihn glücklich macht, passt für einen anderen überhaupt nicht. Die Frage heißt also: „Wann ist der Mann ein glücklicher, von Freude und mit Lebenssinn erfüllter Mann?“ – und zwar nur in seinen Augen und nicht in den Augen anderer, auch nicht der Frauen. Und meine Antwort heißt: Ein Mann ist ein Mann, wenn er sein Herz entdeckt hat und neugierig seiner Stimme folgt, die ihm sagt, was sich „rund“ und stimmig für ihn selbst anfühlt und was nicht. Der Mann darf also mental und vor allem spirituell in Bewegung bleiben. Er darf begreifen, dass sein Wesenskern geistig-spiritueller Natur ist und allverbunden mit allen Menschen und Wesen. Und diesen darf er im besten Sinn dienen.
Robert Betz ist Diplom-Psychologe und zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten Seminarleitern und Vortragsreferenten im deutschsprachigen Raum. Mit seinen lebensnahen und humorvollen Vorträgen begeistert er jährlich über 50.000 Menschen quer durch alle Altersgruppen. Seine Bücher sind Bestseller der Lebenshilfe-Literatur.
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