Selbstliebe scheint der neue Schlüssel zum Glück zu sein. Das könnte man zumindest annehmen, wenn man den Hype um die Liebe zu sich selbst beobachtet. Aber müssen wir uns wirklich so heiß und innig lieben? Ruediger Schache über die sieben Selbstliebe-Irrtümer und wie du wirklich bei dir ankommst
“Du musst wirklich mehr an deiner Selbstliebe arbeiten“. So oder so ähnlich hören wir es manchmal, wenn wir wieder einmal Dinge über uns ergehen ließen, die uns nicht guttun. Aber was ist mit Selbstliebe genau gemeint und wie schaffen wir es, an ihr zu arbeiten? Soll ich mich vielleicht selbst umarmen? Mein Spiegelbild lieben? Positive Mantras üben oder meinen Körper stählen? Mehr Erfolge erzeugen oder mich stärker abgrenzen? In der Deutung, was Selbstliebe genau ist, bleiben wir uns letztlich selbst überlassen. Genau diese Schwammigkeit macht das Thema für unseren Verstand oft so schwer, dass er sich jeden Tag daran abmüht.
Warum Selbstakzeptanz viel gesünder ist
Selbstliebe bedeutet in Wahrheit: Keine Dinge tun, denken oder zulassen, die dich selbst verletzen, entwürdigen, beschränken oder dir den Sinn deines Lebens nehmen. Du musst also nichts vermehren, sondern darfst etwas entfernen. Was eigentlich ganz normal klingt, kann uns in der Praxis oft schwer fallen, wenn wir in einem der folgenden sieben Irrtümern über die Selbstliebe stecken.
1. „Ich muss mich selbst mehr lieben.“ Stimmt das wirklich?
Wenn du die Steigerung deiner Selbstliebe als Ziel auswählst, erschaffst du einen „inneren Konflikt“. Denn wie sollst du dich selbst mehr lieben, wenn du dich genau dafür nicht wertvoll genug fühlst? Mit der Forderung nach „mehr Selbstliebe“ sitzt der Verstand in der ersten großen Selbstliebe-Falle.
Selbstliebe-Irrtum #1: „Ich muss mich selbst mehr lieben lernen, weil ich nur so meine Selbstablehnung loswerde.“ Selbstliebe üben und steigern zu wollen, als wäre es eine neue sportliche Fähigkeit, erhöht nur den Druck in dir. Der Ausweg lautet: Höre als erstes damit auf, dich unbedingt selbst mehr lieben zu wollen! Unterbreche stattdessen „Selbstablehnungen“ und „Selbstschädigungen“, wo immer du sie entdeckst.
Selbstliebe-Erkenntnis #1: „Ich muss einfach nur aufhören, mir selbst Schaden zuzufügen.“ Eine Selbstablehnung zu stoppen, sobald sie auftaucht ist leichter, als etwas Tolles über sich selbst zu denken, obwohl man es gar nicht wirklich glaubt.
Tipp: Sage innerlich jedes Mal laut STOPP, sobald du merkst, dass du dir gedanklich oder mit einer Handlung einen Schaden zufügst. Die Selbstliebe sagt: „Wenn es ein Zwang ist, bin es nicht ich.“
2. „Ich darf mich selbst nicht lieben“ Und warum nicht?
Irgendwann könntest du gelernt oder erlebt haben, dass andere darüber entscheiden, wie du dich fühlen darfst. Vielleicht wurdest oder wirst du gemaßregelt, sobald Selbstwert und Liebe aus dir strahlt. So entsteht der geheime Gedanke an negativen Folgen von Selbstliebe.
Selbstliebe-Irrtum #2: „Ich darf mich selbst nicht lieben, weil das nicht erwünscht ist.“ Selbstliebe bedeutet: „den eigenen Sinn leben“. Wenn ein Jemand oder eine innere Stimme dir verwehrt, deinen Lebenssinn zu leben, nimm diesen Stimmen ihre Macht. Erteile dir ganz deutlich selbst die Erlaubnis, dem Grund deiner Anwesenheit in diesem Leben zu folgen. Damit kommt die Kraft zu dir zurück.
Selbstliebe-Erkenntnis #2: „Niemand sollte mir den Sinn meines Lebens erschweren. Auch ich selbst nicht.“ Die Selbstliebe sagt: „Ich bin ein Seelenweg. Es gibt keine schlechten Folgen von Seelenwegen.“
3. „Ich habe doch keine Wahl“ Wirklich?
Selbstliebe ist eine Entscheidung. Du wählst sie und wenn du sie einmal gewählt hast, wird es dir besser gehen als jemals zuvor. Manchmal gibt es Menschen oder Umstände, die diese Wahl unbedingt verhindern wollen. Falls du dem nachgibst, landest du in der Illusion, keine Wahl zu haben.
Selbstliebe-Irrtum #3: „Meine Situation lässt nicht zu, ich selbst zu sein.“ Auf der Suche nach Möglichkeiten blickt dein Verstand als erstes auf die Lösungen, die er vorfindet oder kennt. Falls keine davon ohne Nachteile machbar ist, zuckt er mit den Schultern und bleibt bei dem was er hat. Selbst dann, wenn dein Jetzt schlecht ist.
Selbstliebe-Erkenntnis #3: Ich habe jederzeit die Wahl, mir selbst eine bislang ungenutzte neue Möglichkeit zu erdenken. Du hast immer eine Wahl. Übe dich darin dir ganz neue Möglichkeiten für deine Entfaltung zu erdenken. Lasse dir nichts davon zerreden. Dann beginnen sie auch real zu existieren. Die Selbstliebe sagt: „Ich bin immer eine Wahl.“ ….
Ruediger Schache
Ruediger Schache, ist Coach, Bewusstseinsforscher und Buchautor. Auf zahlreichen Reisen durch Asien, Mexiko und Brasilien lernte er unterschiedlichste Kulturen mit ihren verschiedenen Lebenskonzepten und Philosophien kennen, immer mit der Frage im Kopf, wie man ein dauerhaft glückliches, sinnerfülltes Leben mit guten Beziehungen führen kann. Heute vermittelt er in Seminaren und Vorträgen sein Wissen um innere und äußere Zusammenhänge. www.schache.de
Zum Weiterlesen:
Ruediger Schache, Die Selbstliebe-Illusion, Nymphenburger, Verlag
Den ganzen Artikel finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 6/2022
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